Quantcast
Channel: Netto Archive - Supermarktblog
Viewing all 86 articles
Browse latest View live

Netto (ohne Hund) holt Bargeldlos-SB-Kassen in den deutschen Discount

$
0
0

Während sich Selbstbedienkassen im Schneckentempo auch in deutschen Supermärkten als Standard durchsetzen, gehören die Automaten für Selbstscanner im Discount weiterhin zur Ausnahme. Während z.B. Lidl in Großbritannien experimentierfreudig ist und SB-Kassen aufstellt, um in kleinen Stadtfilialen lange Schlangen zu vermeiden (siehe Supermarktblog), hält sich die Handelskette in Deutschland bislang zurück.

Kaufland hat dagegen schon früh alternative Kassensysteme getestet (siehe Supermarktblog) und integriert bei Neueröffnungen und Umbauten aufs neue Ladendesign auch moderne Geräte zur Selbstbedienung in Märkte (siehe Supermarktblog).

Der neuste Vorstoß kommt nun von Netto (ohne Hund). Seit Sommer testet die Edeka-Tochter in einem „Pilotprojekt“, ob die so genannten „Express Kassen“ auch im Kleinflächen-Discount ankommen. Der Test läuft in mehreren Städten, dazu gehören u.a. Köln, Osnabrück und Regensburg.

Um Kunden zu überzeugen, wirbt Netto (ohne Hund) für die zusätzliche Zahlmöglichkeit ausdrücklich mit dem Versprechen, Zeit zu sparen:

„Keine Lust auf Warteschlange? Nutzen Sie unsere Express Kassen.“


Foto: Martin Q.

Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärte eine Sprecherin der Discountkette:

„Mit den Expresskassen können Kunden längere Wartezeiten an den Kassen umgehen, die trotz maximaler Kassenbesetzung durch unsere Filialmitarbeiter in Stoßzeiten nie ganz zu vermeiden sind.“

Zudem solle „stets ein Filialmitarbeiter im Checkout-Bereich anwesend“ sein, heißt es. Das dürfte – vor allem zu Nicht-Stoßzeiten – durchaus eine personelle Herausforderung für den Discounter sein.

Keine Scheine, keine Münzen

Das Besondere an den Automaten ist derweil, dass die Netto-(ohne Hund)-SB-Kassen – im Gegensatz zu den meisten in deutschen Supermärkten sonst verbreiteten Typen – keine Barzahlungs-Option mehr anbieten. Kunden können per EC- oder Kreditkarte, mit der Netto-(ohne Hund)-App, der Deutschlandcard oder per Gutschein zahlen. Das dürfte auch der eigentliche Kern des Experiments ein: Sind Kunden im Discount bereit, auf Scheine und Münzen zu verzichten, wenn sie es eilig haben?

Die aufgestellten Kassenmodelle sind äußerst kompakt, trotzdem bleibt ausrechend Platz zum Scannen. In Köln-Kalk etwa hat Netto (ohne Hund) auf der Fläche von zwei regulären Kassen sechs Selbstbedienautomaten unterbringen können.


Foto: Martin Q.

Wie zufrieden man den bisherigen Ergebnissen ist und ob man sich vorstellen kann, SB-Kassen in alle dafür geeigneten Netto-(ohne Hund)-Märkte zu bringen, wollte das Unternehmen auf Supermarktblog-Anfrage „aus Wettbewerbsgründen“ nicht sagen.

Es spricht aber einiges dafür, die Experimentierfreudigkeit auch im Discount zu stärken – etwa um jüngere Kunden zu gewinnen, die sich zunehmend daran gewöhnen, z.B. im Schnellrestaurant ihr Essen am Display zu bestellen, um das Anstehen in der Schlange zu vermeiden (siehe Supermarktblog).

Such die SB-Kasse, such!

Womöglich lässt sich diese Gewöhnung auf das Selbstabkassieren im Supermarkt bzw. Discounter übertragen. Einer YouGov-Umfrage zufolge beenden schon jetzt 20 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren ihren Einkauf im (generellen) Einzelhandel an der SB-Kasse; über alle Altersgruppen hinweg sind es nur 10 Prozent. (Die Befragung wurde vom norwegischen Hersteller Strongpoint beauftragt, der selbst SB-Kassenlösungen für Händler anbietet.)

Im Zweifel müssen aufgeschlossene Kunden aber natürlich erst einmal die Möglichkeit zum Selbstscannen haben. Denn die Zahl der SB-Kassen im deutschen Handel ist weiterhin eher übersichtlich.

Das EHI Retail Institute zählte für eine Bestandsaufnahme kürzlich „rund 3.020 stationäre Self-Checkout-Kassen“, nicht nur in Supermärkten, sondern auch bei Bau- und Möbelmärkten sowie in Sportgeschäften (z.B. Ikea und Decathlon). Im Lebensmitteleinzelhandel stünden SB-Kassen derzeit in etwa 350 Läden, was immerhin eine klare Steigerung im Vergleich zu vor zwei Jahren bedeutet (150 Märkte).

Zusammengezählt fallen die 1.450 SB-Kassen in deutschen Supermärkten und Discountern im Vergleich zu den laut EHI „fast 200.000 herkömmlichen Kassen im LEH“ jedoch kaum ins Gewicht – anders etwa als in Großbritannien, wo die Bedienkassierung vor allem in kleineren Innenstadt-Supermärkten immer mehr zur Ausnahme wird.

Vielen Dank an Martin Q.!

Titelfoto: Supermarktblog"

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!


Kassen-Gestell bei dm, Platzprobleme bei Netto (ohne Hund): Wie Händler ihre SB-Bezahl-Tests vermasseln

$
0
0

Sollten Sie schon immer mal mit dem Gedanken gespielt haben, sich als Kassierkraft bei Deutschlands führender Drogeriemarktkette dm zu betätigen (z.B. um dort Bastian Pastewka kennenzulernen), können Sie dort jederzeit nach Wunsch probearbeiten. Ohne Bewerbung, ohne Bescheidsagen, völlig flexibel – Sie müssten bloß in die schöne Fahrrad- und Studentenstadt Münster fahren.

Dort hat dm in einer Filiale einen rollbaren Kassentisch umgedreht und „SB-Kasse“ drangeschrieben.

„Schnell bezahlen und Zeit sparen“, wirbt das Unternehmen draußen vor dem Laden für die Neuerung; und wenn man als Kunde nicht ganz genau hinschaut, ist die Chance groß, dass man auf dem Weg zur regulären Kasse drinnen einfach dran vorbeiläuft, so verschämt wie das Gerät an die Wand neben den Schrank mit den gekühlten Getränken geschoben wurde.

Bei dem umgedrehten Rollkassentisch handelt es sich um den offiziellen „Self-Scanning-Test“ der Handelskette, die sich von Journalisten zuletzt für ihre Modernität loben ließ, weil sie ihren Mitarbeitern Smartphones für den täglichen Einsatz im Laden zur Verfügung stellt.

Um gleichzeitig SB-Kassengeräte anzuschaffen, die zumindest halbwegs dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, hat das Budget offensichtlich nicht mehr gereicht.

Kunden ziehen ihre Produkte über den in die Tischoberfläche eingelassenen Scanner, stellen sie auf der Klapptischerweiterung daneben ab und klicken sich dann durchs Touchscreen-Menü, das dem Design nach zu urteilen auf Windows 95 läuft. (Aber funktioniert.)

Barbezahlen geht nicht, obwohl es dm auch zuzutrauen gewesen wäre, aus der vorne in den Tisch geschobenen (verschlossenen) Bargeldschublade eine Kasse des Vertrauens zu machen, in der sich Kunden ihr Wechselgeld nach dem Rundungsrabatt selbst rauspulen.

Kassen am Rande des Nervenzusammenbruchs

„Kontaktlos zahlen mit EC- oder Kreditkarte“, steht nebendran am Kartenterminal. Wer dem mit letztgenannten Zahlungsmittel Folge zu leisten gedenkt, bringt die improvisierte dm-SB-Kasse an den Rand des Nervenzusammenbruchs, produziert rot hinterlegte Touchscreen-Fehlermeldungen („Kartendaten fehlerhaft oder Bargeldabhebung für diese Karte nicht zulässig! [Eingabe]“) und findet mit dem herbei gerufenen Mitarbeiter gemeinsam heraus, dass Kreditkarten hier gar nicht akzeptiert werden, weder kontaktlos noch per Einschub.

(Was bei genauerem Hinsehen auf dem Touchscreen-Kartenbezahlbutton rechts unten steht, allerdings der Angabe am Terminal widerspricht.)

„Ist noch ein Prototyp“, sagt der (freundliche) dm-Mitarbeiter. Viele Monate nachdem dm-Geschäftsführer Erich Harsch erklärt hatte (PDF):

„Wir testen Self-Scanning in einigen Pilot-Märkten und werden weitere dm–Märkte mit dieser Technik ausstatten.“

dm-Mitarbeiter können sich also schon mal drauf einstellen, bald ein paar Kassentische in ihren Filialen umdrehen zu müssen.

Sechs auf einen Streich

Netto (ohne Hund) ist mit seinem Feldversuch auf den ersten Blick sehr viel konsequenter. Zumindest hat die Edeka-Tochter für Ihre SB-Kassen-Testfilialen Apparaturen angeschafft, die tatsächlich für die Selbstbedienung gebaut wurden, obwohl optisch durchaus Ähnlichkeit zum dm-Kassenrolltisch besteht.

Die Bedienung ist dann aber doch etwas komfortabler, und Kontaktlos-Kreditkarten werden mit einem freundlichen Bestätigungs-Hicks aus dem Terminal ebenfalls akzeptiert.

Nach dem Supermarktblog-Bericht vom Januar hatte das Unternehmen die Geheimniskrämerei um seinen Test aufgegeben und etwas umständlich erklärt:

„Mit den Expresskassen möchte Netto Marken-Discount seinen Kunden einen weiteren Service auf Basis neuester Technologien anbieten. Damit können Kunden längere Wartezeiten an den Kassen umgehen, die trotz maximaler Kassenbesetzung durch unsere Filialmitarbeiter in Stoßzeiten gegebenenfalls nie gänzlich zu vermeiden sind.“

Nicht in allen Testfilialen ist die gegebenfallsige Warteschlangenumgehung so großzügig gestaltet wie im Osnabrücker Netto (ohne Hund), wo das Unternehmen das offizielle Pressefoto zum „Pilotprojekt“ geschossen hat.

Im Untergeschoss der Wilmersdorfer Arcaden, einem Einkaufszentrum im Westen Berlins, sind sechs der schmalen Kassentresen zwischen die verbliebenen regulären Kassen geklemmt. Das wirkt den erweiterten Bezahlgelegenheiten zum Trotz gar nicht mehr so arg platzsparend.

Natürlich ist es begrüßenswert, dass die Edeka-Tochter überhaupt mit neuen Technologien experimentiert. Für Märkte, in denen es auf jeden Quadratmeter Platz ankommt, hätte Netto (ohne Hund) aber vermutlich besser eine SB-Kassengeneration übersprungen und direkt mittesten können, ob Kunden sich auch an Modelle wagen, die nur noch aus Monitor und Scanner bestehen. (So wie bei Waitrose oder Tesco.)

Freilich hat der Laden mit den „Expresskassen“ trotzdem einen Schnelligkeitsvorteil gegenüber der wenige Meter daneben in der Fußgängerzone gelegenen, nicht sonderlich experimentierlaunigen Rewe-to-Go-Filiale (siehe Supermarktblog).

Trotzdem sind die Netto-(ohne Hund)- Ladendesigner nicht auf die Idee gekommen, während der Marktmodernisierung vor wenigen Wochen zusätzlich zum SB-Kassen-Einbau auch das Angebot für sparfuchsige Sofort-Snacker zu erweitern, um dem teureren Wettbewerber im Erdgeschoss ein Schnittchen zu schlagen. Stattdessen hat Netto (ihne Hund) sein  Snack-Sortiment im Laden – na klar: zur Hälfte abgeschafft.

Gekühlte Getränke? Kein Platz mehr

Wer im Markt nach gekühlten Getränken Ausschau hält, wird von einem bedauernden Mitarbeiter informiert, dass die bislang in Kassennähe dafür reservierte Theke wohl aus Platzgründen ersatzlos ausgebaut wurde: Kühlgetränke gibt’s nicht mehr.

Salate und Sandwiches kriegen auch keinen schicken „take away“-Kühlschrank spendiert, wie in anderen Filialen üblich, sondern müssen sich an dem Rand des übrigen Kühlsortiments quetschen.

Anders gesagt: Netto (ohne Hund) hat einen Laden gebaut, der für Kunden praktisch ist, die bloß schnell ein paar Kleinigkeiten für die Mittagspause kaufen wollen; nur halt ohne besonders gute Auswahl an Kleinigkeiten, die man schnell für die Mittagspause kaufen wollen würde.

Das EHI Retail Institut hat in seiner SB-Kassen-Bestandsaufnahme Ende des vergangenen Jahres nur einen verschwinden geringen Anteil an SB-Kassen im deutschen (Lebensmittel-)Einzelhandel festgestellt. Man muss vielleicht hinzufügen: Selbst Handelsketten, die so tun, als wollten sie das ändern, erreichen mit ihrem Bemühen höchstwahrscheinlich, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Fotos: Supermarktblog"

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Kassen-Gestell bei dm, Platzprobleme bei Netto (ohne Hund): Wie Händler ihre SB-Bezahl-Tests vermasseln erschien zuerst auf Supermarktblog.

Gewinnt ausgerechnet Netto (mit Hund) den Wettlauf mit Aldi und Lidl um die prächtigste Obstarena?

$
0
0

Sichtlich gut gelaunt führte Lionel Souque in der vergangenen Woche durch die erste Jahrespressekonferenz unter seiner Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der Rewe Group. Der Gewinn des Konzerns ist zwar geschrumpft, insbesondere durch die teuren Markt-Übernahmen von Kaiser’s Tengelmann und Sky; aber mit den zusätzlichen Läden und wachsenden Umsätzen sieht sich Rewe offensichtlich gut positioniert für die Zukunft.

Gleichzeitig räumte Souque ein, man sei sich der Herausforderungen in den kommenden Jahren bewusst:

„Der Verdrängungswettbewerb war schon immer hart in Deutschland und Europa, aber er wird immer härter, insbesondere wenn man sieht, was die beiden größten Discounter weltweit investieren in Werbung und die Modernisierung [ihrer] Läden.“

Rewe will selbst mit einer umfassenden Neugestaltung seiner Märkte dagegen halten (Souque: „[das] ist eine wichtige Maßnahme, um den Unterschied zum Discount-Geschäft zu halten und aufzubauen“). Im „Supermarkt 2020“-Konzept spielen vor allem ein hoher Frische-Anteil und Convenience-Produkte für unterwegs eine größere Rolle (ganz schick ist’s auch, siehe Supermarktblog bzw. die Markporträts im Rewe-Magazin „one“).

Die Strategie ist richtig. Ihr einziger Nachteil könnte sein, dass die Discounter längst Maßnahmen ergriffen haben, um sich anzupassen. Nirgendwo sonst ist die Supermarktisierung von Aldi und Lidl so offensichtlich wie in der Obst- und Gemüseabteilung.

Aldi Nord und Süd zeigen mit ihren Filialumbauten seit einiger Zeit, wie – naja: frisch das wirkt, wenn man Avocados, Blaubeeren, Paprika und Karotten aus tristen Schütten befreit und ein bisschen schicker in Szene setzt.

Unterschiedliche Frische-Strategien

Vor allem Aldi Nord sticht mit seinem Konzept hervor (siehe Supermarktblog), weil Obst und Gemüse von ihrem bisherigen Stammplatz in der Vorkassenzone ans schräg gegenüberliegende Marktende umgetopft wurden, wo das Sortiment nun in lampenbeschirmten Querreihen von Kühlmobiliar mit weiteren Frischeartikeln eingerahmt (bzw. mitgekühlt) wird.

Dafür hat Aldi Nord den (deutlich erweiterten) Brötchenknast ganz nach vorne an den Eingang gerückt – und muss jetzt in vielen Filialen damit leben, dass Mitarbeiter die Ware aus dem Aufbackofen im Lager einmal quer durch den ganzen Laden rollern, um sie die dort in den Knastschubladen versenken zu können. (Das ist für Discount-Verhältnisse ziemlich aufwändig.)

Lidl scheint sich derweil entschieden zu haben, die beiden Frischesortimente möglichst beieinander zu platzieren und macht deshalb selbst modernisierte Läden noch mal für einige Tage dicht, um Obst und Gemüse ganz nach vorne vor den Brötchenknast umzuziehen.

So sieht das aus:

Was die Auswahl betrifft, kann Lidl es längst locker mit einem durchschnittlichen Supermarkt aufnehmen. Dafür sind die aneinander geschachtelten Boxen, auf die das Sortiment kistenweise aufgebockt wird, weder besonders schön noch praktisch – weil man als Kunde im Zweifel einmal ganz rundherum laufen muss, um von den Bananen zu den Tomaten zu kommen.

Konkurrenz gibt es aber auch aus eher unerwarteter Richtung: ausgerechnet von Netto (mit Hund). Im vergangenen Jahr meldete das Unternehmen, ein Ableger der dänischen Dansk Supermarked Group, den offiziellen Amtsantritt des neuen Deutschland-Geschäftsführers Torben Godskesen und versteckte in einem Nebensatz den Hinweis, dass „in ausgewählten Filialen“ eine „neue Marktgestaltung (…) getestet wird“.

Das war für Wettbewerber gewiss noch kein Grund zur Besorgnis – der vorige Neuauftritt ist gerade mal zwei Jahre her und hier im Blog damals ziemlich durchgefallen.

Vitamquadrat mit Frischefloß

Dass sich das diesmal mit der neuen neuen Marktgestaltung etwas anders verhält, liegt insbesondere am Obst- und Gemüse-Sortiment, das (wie früher) den Eingang schmückt. Wobei „schmücken“ in diesem Fall weder übertrieben noch ironisch gemeint ist, so sehr wie sich die Dänen Mühe gegeben haben, das rundherum erneuerte und mit Holz verkleidete Vitamquadrat in Szene zu setzen.

Im Frischefloß in der Mitte sitzen Avocado, Melonen, Äpfel, Blumenkohl, Paprika und Sellerie nebeneinander und können größtenteils lose in der entsprechend benötigten Menge gekauft werden können. Als gut sichtbare Wochenangebote hinterlassen sie darüber hinaus unmittelbar einen Portemonnaie-schonenden Eindruck.

Das übrige Standardsortiment sitzt rundherum auf den Rängen der Obstarena und hat zwischendrin Platz für die To-Go-Kühltheke gelassen, in der Smoothies, abgepackte Sandwiches und Salate auf ihren Direktverzehr warten.

Dank des Verzichts auf unnötigen Schilderbehang und den seitlich angebrachten Preistafeln wirkt die Abteilung ziemlich übersichtlich; nur eine einzige von der Decke baumelnde Pappe weist darauf hin, dass es hier „Das Beste aus Deiner Region“ gibt.

Wer den Laden betritt, wird zunächst am seitlich angedockten Netto-(mit Hund)-typische Blumensortiment entlang geführt.

Das Bananenregal entlässt die Kundschaft auf der gegenüberliegenden Seite schließlich in den Rest des Markts, wo die übrigen Anpassungen eher moderat ausfallen. Wie Aldi traut sich jetzt auch Netto (mit Hund), quergestellte Regalreihen einzusetzen; Getränke sind ans hintere Ladenende gewandert und schmiegen sich dort zu großen Teilen in Mehrwegkisten an durchsichtige Trennwände; die Drogerieauswahl vor der Kasse hat in einem schulterhohen Regal Platz genommen, was den Blick auf die (unveränderte) Kassensteppe erweitert.

Viele Elemente dürften regelmäßigen Discountkäufern aus den Märkten der Wettbewerber bekannt vorkommen: Die Sortimentshinweise in Tafeloptik erinnern an Edekas und Lidls Designausflüge; und eine der ersten Neueröffnungen sieht mit den weißen Styroporbuchstaben auf hellgrauer Wandfarbe aus als sei sie direkt bei Penny abgepaust worden.

Beim Obst und Gemüse allerdings ist Netto (mit Hund) eine beachtliche Nachjustierung gelungen, die ziemlich viel zur Aufwertung des jeweiligen Markts beiträgt. Dafür waren die Dänen offensichtlich auch bereit, Kompromisse einzugehen – alleine schon, um den dafür notwendigen Platz zu schaffen.

Vorkassenbäcker adé

Der kommt in dem von mir besuchten Markt vor allem daher, dass die Filiale auf einen Vorkassenbäcker verzichtet (der allerdings schon vor einem Jahr ausgezogen ist). Regionale Bäcker als Partner gehörten bislang eigentlich zu den Merkmalen, mit denen sich Netto (mit Hund) von den größeren Konkurrenten abheben wollte. Davon scheint man sich ein Stück weit verabschiedet zu haben – was angesichts der wachsenden Aufback-Sortimente, die es inzwischen fast überall gibt, womöglich vernünftig ist.

Auch Netto (mit Hund) kommuniziert seinen Kunden am Laden zwar stolz, jetzt selbst aufzubacken (fast im Wortlaut, den auch Aldi und Lild verwenden):

„Wie das duftet. Wir backen ofenfrisch für Dich. Mehrmals täglich.“

Die tatsächliche Auswahl an frischem Brot und Brötchen im Laden ist allerdings auf wenige Artikel beschränkt und am Ende des Obst- und Gemüse-Sortiments in zwei zusammengerückten Rollknasts untergebracht, die um die Ecke einen Mini-Ofen beigestellt bekommen haben.

An die Aufbackfestspiele von Aldi und Lidl reicht Netto (mit Hund) so natürlich nicht annähernd heran – aber genau das macht die großzügige Obst- und Gemüseauswahl auf bestehenden Flächen erst möglich. Und zeugt immerhin von einer klaren Schwerpunktsetzung. (Im übrigen Laden sind dafür diverse Mit-Hund-typische Schusseligkeiten und Sortimentsunebenheiten beibehalten worden.)

Drei Tage reichten Netto (mit Hund) nach eigenen Auskünften, um eine der Testfilialen im vergangenen Jahr auf das neue Ladendesign umzubauen. In vielen schmalen bzw. verwinkelten Innenstadtfilialen dürfte das nicht so einfach werden.

Aber wenn die Dänen einen Weg finden, auch dort genügend Platz für Obst und Gemüse zu schaffen, um Kunden mit Vitaminfloß und To-Go-Theke zu locken, dürfte das selbst einigen Supermarktkonkurrenten um die Ecke Kopfschmerzen bereiten.

Fotos: Supermarktblog"

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Gewinnt ausgerechnet Netto (mit Hund) den Wettlauf mit Aldi und Lidl um die prächtigste Obstarena? erschien zuerst auf Supermarktblog.

Zu. Viel. Plastik – und was Supermärkte mit ihren Kunden dagegen unternehmen (könnten)

$
0
0

„Okay, Erdenmitbewohner. Wir müssen über Plastikmüll reden“, hat Buzzfeed vor kurzem eine Fotokollektion der übelsten Plastikverpackungen aus Supermärkten weltweit anmoderiert. (Klicken Sie hier besser nicht, wenn Sie zumindest einen Teil Ihrer Einkäufe mit Tupperdose oder Mehwerggemüsenetz erledigen – die Bilder könnten Schnappatmung verursachen.)

Und trotzdem scheint sich – langsam, ganz langsam – auch im Lebensmitteleinzelhandel herumzusprechen, dass sich etwas ändern muss.

Plastik- durch Papier- und Mehrwegtüten zu ersetzen war für viele Ketten ein erster Schritt (hierzulande u.a. bei Rewe, Penny, Lidl, Aldi und Real – Edeka und Kaufland lassen auf sich warten). Das ändert aber nichts daran, dass in den Läden immer noch zahlreiche Produkte maßlos überverpackt sind.

Viele Unternehmen beteuern, daran etwas ändern zu wollen: Lidl will seinen Plastikverbrauch in Deutschland um mindestens 20 Prozent reduzieren – bis zum Jahr 2025. Rewe erklärt, man habe es sich „zum Ziel gesetzt, unnötige Verpackungen komplett aus [den] Regalen zu verbannen“ – und nähert sich diesem Anspruch in Tippelschrittchen (bzw. läuft auch mal rückwärts). In den seltensten Fällen dürfte der Wandel so radikal ausfallen wie bei der britischen Tiefkühlsupermarktkette Iceland, die versprochen hat, innerhalb der kommenden fünf Jahre bei seinen Eigenmarken vollständig auf den Einsatz von Plastikverpackungen zu verzichten.

Ärgerlich ist dabei vor allem, wenn viele stolz per Pressemitteilung kommunizierten Initiativen kleine Ewigkeiten im Testmodus stecken bleiben und sich nicht als neue Standards durchsetzen können.

Dabei gibt es positive Gegenbeispiele! Und Alternativverpackungen, die von den großen Supermärkten jederzeit für ihre Eigenmarken eingesetzt werden könnten, um zu demonstrieren, dass sie es im Dienste ihrer Kunden ernst meinen mit der Plastikvermeidung. Ein Update:

Laser-Labeling

Um Obst und Gemüse in Bio-Qualität von konventioneller Ware zu unterscheiden (und an der Kasse korrekt abzurechnen), haben Discounter und Supermärkte Bio lange Zeit in Plastik verpackt. „Smart Labeling“ bzw. „Natural Branding“ machen das überflüssig: Mit der Technik werden Bio-Logos ganz einfach direkt auf die Schale der Früchte gelasert (siehe Supermarktblog). Das ist ungefährlich und kann problemlos mitgegessen werden. (Weil die Technik lediglich Pigmente auf der äußeren Schicht der Schale entfernt.)

Netto (ohne Hund) hat kürzlich angekündigt, das Labeling von Bio-Ingwer auf Bio-Gurken auszuweiten, die deutschlandweit ohne zusätzliche Verpackungen angeboten werden. „In Teilen Bayerns“ teste man die Laser-Logos außerdem auf Honigmelonen. Das ist immer noch eine überschaubare Palette, der Discounter verspricht aber:

„[W]eitere Tests dieser nachhaltigen Kennzeichnung mit sowohl biologisch als auch konventionell erzeugten Obst- und Gemüseprodukten werden folgen.“

Seit dem vergangenen Jahr lässt auch die Rewe Group lasern: In der Testphase waren zunächst Avocados und Süßkartoffeln mit Bio-Logo in rund 800 Rewe- und Penny-Märkten in NRW verfügbar.

Auf Nachfrage erklärt Rewe, das „Natural Branding“ werde weiterhin ganzjährig bei Bio-Avocados (in NRW und Teilen von Rheinland-Pfalz) sowie Bio-Süßkartoffeln (NRW, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland) praktiziert. Allerdings ist die Zahl der Märkte, in denen die Produkte verfügbar sind, mit gerade einmal 330 (Avocados) bzw. 300 (Süßkartoffeln) ziemlich überschaubar. (In der Sommersaison wurden in NRW auch gelaserte Bio-Wassermelonen verkauft.)

Ein Rewe-Sprecher erklärt dazu, man prüfe, wie das „Natural Branding“ ausgeweitet werden könne:

„Die größten Hürden stellen aktuell noch die fehlenden maschinellen Kapazitäten dar, um unseren Mengenbedarf entsprechend auszuzeichnen, und die Tatsache, dass sich längst nicht alle Naturprodukte überhaupt für das Branding anbieten, weil es entweder technisch nicht möglich ist, oder die Qualität und Haltbarkeit darunter leidet.“

(Wobei zumindest die Frage bleibt: Wer, wenn nicht eine riesige Handelskette wie Rewe sollte sonst dafür sorgen können, entsprechende Kapazitäten für die Umsetzung in größerem Maße zu schaffen?)

Noch ein Aspekt dürfte für die Handelsketten entscheidend sein: Die Gravuren dürfen nicht so dezent sein, dass Mitarbeiter an der Kasse sie übersehen – sonst steht die teurere Bio-Ware am Ende doch zum Preis der konventionellen auf dem Bon. Und das wollen die Händler nachvollziehbarerweise vermeiden.

Die zweite Schale

Regelmäßig betonen Supermarktketten, in vielen Fällen nicht auf Verpackungen verzichten zu können, weil sonst der Verderb der Ware beim Transport riskiert werde – und die Ware schlimmstenfalls entsorgt werden müsste, weil die Kunden sie im Laden nicht mehr kaufen wollen.

Das bedeutet aber nicht, dass der Verderblichkeitsschutz unbedingt aus Plastik sein muss. Das amerikanische Start-up Apeel hat eine Schutzschicht für Obst und Gemüse entwickelt, die die Reifung der Früchte deutlich verlangsamt und sie dadurch länger haltbar macht. Die Schicht funktioniert im Grunde wie eine zweite Schale: Wasser bleibt drinnen, Sauerstoff bleibt draußen. Produzenten müssen das von Apeel auf pflanzlicher Basis hergestellte Pulver bloß mit Wasser mischen und die Früchte darin „waschen“. Fertig.


Foto: Apeel Sciences

Apeel beteuert, die Schicht sei farblos, geschmacksfrei, geruchlos und könne theoretisch sogar mitverzehrt werden.

Derzeit kooperiert das Unternehmen mit dem kalifornischen Produzenten Del Rey Avocado, will mit Apeel gewaschene Avocados u.a. in 30 Costco-Märkten in den USA verkaufen und verspricht, dass die Früchte doppelt so lange frisch bleiben. Bei Erfolg könnte das den Absatz von Avocado-Meme-T-Shirts drastisch einbrechen lassen. Aber gewisse Opfer müssen nunmal gebracht werden.

Zurück zum Glas

Nein, es gibt keine Vorschrift, dass Alternativlösungen kompliziert sein müssen, um zu funktionieren. Die österreichische Supermarktkette Spar zum Beispiel kündigte gerade stolz an, Milchprodukte ihrer Bio-Eigenmarke „Spar Natur pur“ nicht mehr in Plastik, sondern in Glas zu verpacken – „ganz nach dem Motto ‚Milch trinken wie früher‘“.


Foto: Spar

Beim Eigenmarken-Eistee war Spar zuerst umgeschwenkt, Ende Mai folgten Bio-Milch und Bio-Joghurts. Die Kette erklärt dazu:

„Hochwertige Inhalte verlangen auch eine besondere Verpackung.“

Kompostierbare Verpackungen

Häufig sind es zunächst kleinere Hersteller, die sich trauen, auf Plastikalternativen umzusteigen – so wie Snact aus Großbritannien, das für seine Fruchtriegel Umverpackungen des israelischen Produzenten Tipa nutzt. Die sollen (trotz ihres knallbunten Designs) vollständig kompostierbar sein, sogar daheim im Garten:

„The innovative film is just as durable and impermeable as ordinary plastic packaging, but unlike other commonly used materials on the market, it biologically decomposes in a home composter (an ordinary compost heap or your local council’s food waste collection) and returns to the natural cycle, behaving just like an orange or banana peel.“


Foto: Snact

Ebenfalls in Großbritannien füllt Troofoods u.a. sein „Super Seedy Granola with Calming Ginger“ seit vergangenem Jahr nicht mehr in Plastikbeutel, sondern nutzt stattdessen die „Earthpouch“ des Produzenten B&G.

Die sieht genauso aus wie jede andere Knuspermüslipackung, ist laut Hersteller ebenso widerstandsfähig wie die bisher verwendete Lösung und kostet (theoretisch) nicht mal mehr. Vor allem aber ist sie kompostierbar. Nur einen (entscheidenden) Nachteil hat die Sache: Der Inhalt bleibt mit der Bio-Beschichtung nicht mehr ganz so lange frisch wie in der Plastiktasche. „Courier“ zufolge reduziert sich das Mindesthaltbarkeitsdatum von einem Jahr auf sechs Monate.

Dadurch ändern sich die Mengen, die Troofoods vorproduzieren kann. Und das wirkt sich dann doch auf die Produktionskosten aus.

Zumindest dieses Problem könnten größere Hersteller mit den von ihnen benötigten Mengen in den Griff kriegen; aber aller Voraussicht nach reicht es eben nicht, nur Produzenten und Supermärkte in die Pflicht zu nehmen, ihre Verpackungskonzepte zu überdenken. Im Zweifel müssen sich auch Kunden umgewöhnen – indem sie nicht massig Lebensmittel auf Vorrat kaufen. Sondern nur soviel, wie sie auch tatsächlich (ver)brauchen. (Aber: pssst, das sagen wir besser nicht den Handelsketten.)

Titelfoto [M]: Snact/Apeel Sciences/Smb"

Mehr zum Thema:

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Zu. Viel. Plastik – und was Supermärkte mit ihren Kunden dagegen unternehmen (könnten) erschien zuerst auf Supermarktblog.

Das große Supermarkt-Schrumpfwachsen – in Zahlen erklärt

$
0
0

Die Deutschen ändern ihr Einkaufsverhalten und die Supermärkte ändern sich mit. Manchmal ist es aber auch genau andersherum.


167,4

Mal im Jahr geht, fährt oder schleppt sich jeder Haushalt im Schnitt zum Einkaufen in den Lebensmittelhandel oder die Drogerie. (Inklusive Fachgeschäften sind es 228 Mal.)

5

Minuten Fahrzeit. Weiter entfernt darf die Einkaufsstätte für viele Kunden nicht liegen, um regelmäßig dort einzukaufen. 48,8 Prozent aller Umsätze mit Waren des täglichen Bedarfs (FMCG) werden in diesem Nahbereich bis 5 Minuten gemacht. Auf Läden, die weiter weg sind (über 10 Min.) entfallen nur 19,7 Prozent (minus 0,9 Prozentpunkte im Vgl. zu 2012).

39,4%

So hoch ist der Anteil der Umsätze, den die SB-Warenhäuser mit den Über-10-Minuten-Fahrern machen.

1200

Quadratmeter ist die Mindestgröße, die neue Filialen bei Aldi Süd haben müssen, damit das aktuelle Sortiment komplett reinpasst. Über viele Jahre war Aldi schon mit rund 800 Quadratmetern zufrieden.

aldifahrdorf02
Foto: Aldi Nord

100

Soviele Läden hat Konkurrent Lidl in den vergangenen Jahren aussortiert, weil sie ihm zu klein geworden sind. Inzwischen schielt der Discounter auf 1400 bis 1600 Quadratmeter Platz (Foto oben). Der ist u.a. notwendig, um die riesigen Backtheken unterzubringen, mit denen Lidl Kundschaft von der Konkurrenz weglockt.

4136

Netto (ohne Hund) macht bei der Aussortiererei nicht mit und hat – zum Teil noch wegen der Übernahme von Plus – die höchste Filialzahl aller Discounter in Deutschland (fast 1000 Filialen mehr als Lidl).

791

Quadratmeter ist ein deutscher Discounter im Schnitt groß – und damit ein gutes Stück von den Anforderungen bei Aldi und Lidl entfernt. Schuld ist außer Netto (ohne Hund) und Penny, das absichtlich kleine Lagen in den Innenstädten besetzt, z.B. auch Norma.

Während die einen immer größer werden, sind die ganz Kleinen auf dem Rückzug:

2293

kleine Supermärkte (bis 400 Quadratmetern) sind in Deutschland zwischen 2010 und 2015 verschwunden, trotz zunehmender Begeisterung der großen Ketten an kleinen City-Märkten. 8900 Winzmärkte sind noch übrig.

nahkauf01

Plätze zum Einkaufen gibt’s trotzdem weiterhin genug:

37.943

So viele Lebensmittelläden gibt es insgesamt in Deutschland, die meisten davon Discounter (16.211). Zusammen gerechnet belegen sie 35,5 Millionen Quadratmeter.


Quellen: EHI Retail Institute, GfK Consumer Index (4+5/2016), LZ/Trade Dimensions (Paywall)

Fotos: Supermarktblog

Der Beitrag Das große Supermarkt-Schrumpfwachsen – in Zahlen erklärt erschien zuerst auf Supermarktblog.

Netto-(mit Hund)-Chef Paul Martin Berg: “Mit Regionalität können wir gegen Aldi und Lidl punkten”

$
0
0

Vor zweieinhalb Monaten erschien hier im Blog eine kritische Betrachtung des neuen Ladenkonzepts von Deutschlands kleinster Discountkette, Netto (mit Hund), auf die auch Paul Martin Berg aufmerksam geworden ist.

Berg arbeitet seit 2014 als Geschäftsführer der deutschen Netto-(mit Hund)-Märkte, hat aber keine Beschwerde geschickt. Sondern eine freundliche Einladung zum Gespräch in einem neuen Markt in Berlin-Pankow, um zwischen Aktionsgittertischen und abgepackter Leberkässemmel zu erläutern, wohin er die dänische Kette steuern will. Und wie Regionalität seiner Meinung nach zum Discount passt.


pmberg01

Herr Berg, Netto (mit Hund) will seit kurzem “regionaler MehrWerte-Discounter” sein, aber in vielen Märkten ist vom versprochenen “Mehr Netto!” noch nicht viel zu sehen. Warum?

Paul Martin Berg: Es gibt schon einiges zu sehen! Für frisches Fleisch, gekühlte Aktionsartikel und Tiefkühlware haben wir mehr Platz geschaffen. Als nächstes ist das auch für Obst und Gemüse geplant. Die Drogerieregale sind beleuchtet und haben blaue Leisten bekommen, um sich von anderen Sortimenten abzuheben. Ähnliches ist auch für den Wein in Vorbereitung. All das ist ein laufender Prozess.

Was ändert sich am Ladeneingang bei Obst und Gemüse konkret?

Wir beabsichtigen die Abteilung um rund 40 Prozent zu vergrößern und in allen Märkten Convenience-Kühlgeräte aufzustellen. Eine neue Fläche für saisonal wechselnde Artikel soll etabliert werden. Derzeit verkaufen wir fast ausschließlich abgepackte Ware. Das soll sich ebenfalls ändern. Obst und Gemüse haben bei NETTO schon jetzt einen Umsatzanteil von deutlich über 10 Prozent. Das ist für einen Discounter relativ viel. In einem Umbau einer Filiale bei Oranienburg, die im November wieder eröffnet, arbeiten wir noch einmal deutlich am Konzept. Wir probieren Holzanmutung im Ladenbau aus, installieren eine neue LED-Beleuchtung und testen neue Kassen.

nettohund24

Woher kommt der Platz dafür?

Unter anderem von den Aktionsartikeln. Wir wollen dort leicht reduzieren, aber zugleich die aktuellen Wochenangebote attraktiver präsentieren, um letztlich mit weniger Tischen denselben Umsatz wie bisher generieren zu können. Außerdem reduzieren wir den Anteil der Konserven im Laden, die seltener gekauft werden.

Ist es nicht ein Problem, dass Sie das neue Konzept nur in ganz wenigen großen Märkten umsetzen können?

So würde ich das nicht formulieren. Richtig ist: NETTO hat keine vollständig durchstandardisierten Läden. In 70 Prozent aller Märkte lässt sich das neue Konzept relativ einfach realisieren. Bei den anderen ist es etwas mehr Arbeit. Ich weiß, dass es in Einzelfällen beim Ladenbild Defizite gibt. Genau das gehen wir in den nächsten Schritten an. Und wenn wir die Möglichkeit haben, erweitern wir Märkte auch um 200 bis 250 Quadratmeter. Die Durchschnittsfläche liegt derzeit bei 720, wir streben in Zukunft 850 bis 900 Quadratmeter an.


“Die jüngeren Kunden definieren
Regionalität sehr viel lokaler.”


Netto (mit Hund) wirbt stark mit Regionalität. In manchen Sortimenten muss man am Regal aber sehr lange nach regionalen Produkten suchen.

Inklusive Erfrischungsgetränken macht NETTO aber schon heute 30 Prozent seines Umsatzes mit regionalen Produkten, vor allem Bier, Spirituosen, Süßwaren, Wurstwaren, Molkereiprodukte und Fleisch. Regionalität gewinnt immer stärker an Bedeutung für die Kunden. Deshalb arbeiten wir daran, regionale Artikel auszubauen und auch am Regal sichtbarer zu machen.

Woher wissen Sie, dass die Kunden mehr Regionales wollen?

Wir haben Sie gefragt – und herausgefunden, dass die Erwartungen sich unterscheiden. Für viele ältere Kunden aus unserem Kerngebiet sind Produkte dann regional, wenn sie aus dem Osten Deutschlands stammen. Das setzen wir schon ganz gut um. Die jüngeren definieren Regionalität aber sehr viel lokaler. Wir verkaufen zum Beispiel Eier aus Mecklenburg-Vorpommern und stellen damit schon einen Teil unserer Kunden zufrieden. Wunschvorstellung ist es aber, Lieferanten zu finden, die noch näher am jeweiligen Verkaufsgebiet dran sind. Das ist die Herausforderung für die Zukunft.

nettohund23

Warum ist das eine Herausforderung?

In manchen Sortimenten ist es nicht so leicht, überhaupt regionale Partner zu finden. Frisches Fleisch wurde bislang zum Beispiel für sämtliche Märkte aus Eberswalde in Brandenburg geliefert. Seit kurzem beziehen wir Fleisch für den Norden nun vom “Rostocker”, der uns garantiert, Tiere aus Norddeutschland zu verwerten. Wir haben auch einen weiteren Lieferanten für regionale Milch im Süden gefunden. Unser Anspruch ist es außerdem, in jedem Bundesland künftig regionales Gemüse anzubieten. Gerade haben wir die Marke “Maximum Natur” gelauncht, die für regionale oder Bio-Produkte stehen kann. Künftig sollen 20 Produkte das neue Label tragen. Diese Aktivitäten führen zu einer deutlichen Steigerung der Artikelanzahl im Zentrallager. Platz dafür schaffen wir gerade in unserem Logistikzentrum in Wustermark. In unserem zweiten Lager in Stavenhagen steht diese Investition noch an.

Am Ende darf auf den Produkten aber nicht “Ich bin Regio” draufstehen, wenn der Brokkoli, der – so wie jetzt – in Berlin im Regal liegt, aus Niedersachsen kommt.

Regionale Produkte können die Kunden künftig auf einen Blick an unserem neuen Siegel “RegioNah” erkennen, das als zentrales Erkennungszeichen im Laden und im Handzettel eingesetzt wird. Wir bereiten das gerade vor und werden in den kommenden Monaten soweit sein. Den Brokkoli aus Niedersachsen würden wir künftig am Regal in Berlin nicht mit dem “RegioNah”-Zeichen versehen.

nettohund20

Ist es für Regionalität womöglich eher ein Nachteil, als kleinere Kette im Markt unterwegs zu sein, wenn sich das Filialnetz über mehrere Bundesländer erstreckt?

Nein, im Gegenteil: Die großen Handelsketten stehen sich bei regionalen Artikeln oft selbst im Weg, weil sie Mengen benötigen, die die wenigsten Produzenten liefern können. Unsere Volumina passen viel besser zu den Strukturen im Markt.

Mit wievielen regionale Lieferanten arbeiten Sie derzeit zusammen?

Im Festsortiment haben wir etwa 160 regionale Lieferanten, das entspricht rund 35 Prozent aller Lieferanten.

Derzeit definiert Netto (mit Hund) Regionalität nach der Herstellung im Bundesland. Das ist aber ein Problem für Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt, wo es jeweils weniger als 30 Märkte gibt – und vermutlich kaum regionale Lieferanten. 

Von unseren 346 Märkten liegen 115 in Mecklenburg-Vorpommern, dort beläuft sich die Zahl der regionalen Produkte schon auf rund 100. In Schleswig-Holstein kommen wir auf 28 regionale Artikel. Wenn wir in Zukunft wieder expandieren, werden wir uns unter anderem deshalb eher auf unser Kerngebiet im Osten konzentrieren. Ich kann mir vorstellen, künftig wieder fünf Märkte pro Jahr neu zu eröffnen.

In diesem Jahr haben Sie vier Märkte geschlossen.

Es ging da um wenige, nicht rentable Objekte. Die Mittel fließen nun in die Entwicklung der Konzepte und Standorte.


“Wir bieten Kunden eine sehr viel größere
Artikelvielfalt als der Wettbewerb.”


Anders als die meisten Wettbewerber setzen Sie weiter auf eigenständige Bäcker in der Vorkassenzone. Würden Sie ohne die nicht viel Platz sparen?

Je intensiver andere Discounter auf Bake-Off-Konzepte setzen, desto eher bestärkt uns das in unserer Partnerschaft mit den Vorkassen-Bäckern, die ja auch für regionale Handwerkskompetenz stehen. Wir arbeiten dafür mit größeren Unternehmen wie dem Lila Bäcker zusammen, aber auch mit kleineren wie der Stadtbäckerei Kowalewski aus Neustrelitz. Wenn es sich anbietet, nehmen wir auch gerne Fleischer in den Laden mit auf. Im Moment sind ca. 300 Bäcker und ca. 125 Fleischer in NETTO-Filialen integriert. Im Laden selbst bieten wir nur ein kleines Grundsortiment an Backwaren, um auch die Einstiegspreise der Konkurrenz abzudecken.

nettohund21

In Großbritannien hat sich Netto (mit Hund) gerade zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre aus dem Markt zurückgezogen. Wieso?

Ich kann nicht für die Kollegen sprechen, die für Großbritannien zuständig waren. Aber zu den Hauptgründen gehörte sicherlich, dass man erkannt hat, nicht so schnell wachsen zu können, um mit Aldi und Lidl mitzuhalten. Selbst mit 70 Läden wäre NETTO in Großbritannien keine relevante Marktgröße gewesen.

Gilt das nicht genau so für Deutschland?

Unser Deutschland-Geschäft ist aber bereits profitabel und hat klare Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz. Zum Beispiel sind wir selbst Eigentümer von rund 80 Prozent unserer Märkte. Und wir können Kunden durch unser Aktionsgeschäft, das etwa 30 Prozent des Umsatzes ausmacht, nicht nur eine sehr viel größere Artikelvielfalt als der Wettbewerb bieten, sondern erzielen damit auch vernünftige Spannen. Als kleinster Discounter in Deutschland haben wir glaube ich außerdem einen Sympathievorteil bei vielen Kunden.


“Ein gewisser Standard lässt sich auch
im Discount nicht mehr unterschreiten.”


Regional verankerte Supermarktketten wie Tegut, Coop und Kaiser’s Tengelmann haben Probleme, sich durchzusetzen. Kann das nicht auch im Discount passieren?

NETTO hat durch seinen Mutterkonzern Dansk Supermarked die finanziellen Mittel, um regelmäßig in die Märkte zu investieren. 20 Millionen sind zuletzt in die Erweiterung des Frische-Sortiments und Erweiterungen der Filialen geflossen. Dadurch konnten wir auf bestehender Fläche leicht wachsen. Wir merken aber auch, dass wir sofort wieder nachlegen müssen, weil der Markt sehr schnelllebig geworden ist. Zudem kaufen wir im Verbund mit den niederländischen Kollegen von AMS gemeinsam Artikel ein und verhandeln Eigenmarken vermehrt in der Gruppe mit Dansk Supermarked. All das trägt zum Erfolg von NETTO in Deutschland bei.

nettohund22

Ist es richtig, dass Sie die Einkaufskooperation mit Edeka verlängern wollen, über Netto (mit Hund) bislang in Deutschland Markenartikel bezieht – was kurios ist, weil man sich ja parallel dazu vom gleichnamigen Edeka-Discounter Netto (ohne Hund) abzugrenzen versucht.

Dazu kann ich leider nichts sagen.

Macht Netto (mit Hund) überhaupt noch klassischen Harddiscount?

Wir sind Discounter, wollen das auch bleiben, aber zugleich mit begrenzten Mitteln neue Akzente im Laden setzen. Lidl entwickelt sich strategisch in Richtung Supermarkt, Aldi betont die Einfachheit – ich glaube, da können wir sehr gut mit Regionalität punkten. Wir sind, was den Ladenbau angeht, vielleicht spartanischer als manche Wettbewerber. Aber als klassischen Harddiscount würde ich das nicht mehr sehen.

Läge aber nicht genau darin die Chance? Kunden zu gewinnen, denen Aldi und Lidl jetzt zu schick und zu groß werden?

Auch die Discounter haben sich weiterentwickelt – vor allem, weil sich der Anspruch der Discountkunden verändert hat. Dem passen wir uns an. Es gibt immer wieder Spekulationen, dass dadurch Platz für Unternehmen frei wird, die wieder radikal auf niedrige Preise setzen und auf besonderes Ambiente verzichten. Aber ich glaube, ein gewisser Standard lässt sich heute einfach nicht mehr unterschreiten.

Foto Berg: Netto (mit Hund), Ladenfotos: Supermarktblog

Der Beitrag Netto-(mit Hund)-Chef Paul Martin Berg: “Mit Regionalität können wir gegen Aldi und Lidl punkten” erschien zuerst auf Supermarktblog.

Netto (ohne Hund) übernimmt 51 Kaiser’s-Tengelmann-Märkte in NRW und Bayern: Taugen Discounter als „Nahversorger“?

$
0
0

„Liebe Kunden, wir schließen am 25.2.“,

steht in Tengelmann-Rot auf dem Schild an dem geschlossenen Markt im Münchner Stadtteil Giesing. Und untendrunter in roter Schrift auf Netto-(ohne Hund)-Gelb:

„Ab 21.3. sind wir als Netto-Filiale neu für Sie da.“

Die alte Ladeneinrichtung ist schon entsorgt, der neue Boden fast vollständig verlegt. Fehlen nur noch Kühlmöbel, Kassen und Regale bis zur Wiedereröffnung in anderthalb Wochen.

Nach der Übernahme von Kaisers Tengelmann hat Edeka nicht nur einen Großteil der Berliner Märkte an den Mitbewerber Rewe abgegeben (siehe Supermarktblog), sondern auch 42 Märkte in Nordrhein-Westfalen und neun in Bayern an die eigene Discount-Tochter Netto (ohne Hund) – solche nämlich, die aufgrund ihrer Größe, Lage oder ihres Ertragspotenzials nicht für das Vollsortiment geeignet seien, hieß es einst im Zuge der Übernahme.

Ursprünglich war sogar mal von 84 Filialen die Rede, die an Netto (ohne Hund) hätten gehen sollen; weil sich aber die Erlaubnis der Übernahme bekanntlich eine Weile hinzog, sind unrentable Märkte zwischenzeitlich wohl schon geschlossen worden.

Die übernommenen Märkte baut Netto (ohne Hund) eigenen Angaben zufolge direkt auf sein neues Filialkonzept um (rechts das Foto ist aus einem ehemaligen Kölner Kaiser’s-Markt).

Und besänftigt treue Kunden mit einer Einkaufswagen-Kunstinstallation, die demonstrieren soll, wieviel günstiger ein Beispieleinkauf jetzt im Vergleich zu früher kommt, hat Supermarktblog-Leser @sebbo in NRW beobachtet:

„Dieser Einkauf lostet bei Kaiser’s 100,24 € / Netto 75,73 €
24% günstiger – Sie sparen 24,74 €“

Damit wollen sich nicht alle ehemaligen Kaiser’s-Tengelmann-Kunden zufrieden geben. In Unterhaching bei München sind vor allem ältere Anwohner sauer und befürchten laut „Süddeutscher Zeitung“ eine „schlechter werdende Versorgungslage“, weil Netto (ohne Hund) als Discounter künftig nur noch halb so viele Artikel führt wie der frühere Tengelmann-Supermarkt (4.000 statt 8.000) und keine Frischetheke mehr anbiete.

Die Stadt ist hingegen froh, dass die Einkaufsmöglichkeit überhaupt erhalten bleibt. Noch dazu, weil Netto (ohne Hund) außer Preisreduktionen auch verspricht, die Läden „nicht nur attraktiver, sondern vor allem auch energieeffizienter und nachhaltiger“ zu gestalten.

Woher kommt dann bloß die fixe Idee, Discounter seien automatisch die schlechtere Wahl?

Naja: von Edeka.

Discounter als Verschlechterer?

Vor zwei Jahren reagierte die Hamburger Unternehmenszentrale auf die Untersagung der Übernahme durch das Kartellamt mit einem Antrag auf Erteilung einer (schließlich auch gewährten) Ministererlaubnis.  Als dafür sprechender Gemeinwohlgrund wurde vor allem der Erhalt der Arbeitsplätze angeführt.

Eines der weiteren Argumente (siehe Supermarktblog) war aber auch die „Sicherung der Nahversorgungsstrukturen“.

Durch die Fusion von Kaiser’s Tengelmann mit Edeka werde der „Erhalt und Ausbau des wohnortnahen Vollsortiments“ garantiert, referierte die Monopolkommission damals die Position der beiden Unternehmen. „Eine Abwicklung von KT ohne die geplante Übernahme würde hingegen eine erhebliche Ausdünnung der Filialdichte in der Nahversorgung bewirken.“ Auch wenn die Discount-Konkurrenz einspringe, sei das ein Problem, prognostizierten die Antragsteller:

„Die Übernahme von vielen Filialen durch Discounter würde die Versorgungsstruktur ebenfalls verschlechtern.“

Also genau das, was die Unterhachinger jetzt fürchten.

Damals diente die Argumentation dazu, dem Wirtschaftsminister die Fusion unter den Bedingungen schmackhaft zu machen, die Edeka und Kaiser’s Tengelmann miteinander vereinbart hatten. Nach der Sondererlaubnis (mit zahlreichen Einschränkungen und Verzögerungen) und der Umwandlung von 51 Filialen in Discount-Märkte kann jetzt praktischerweise das Gegenteil gelten.

“Optimale Nahversorgung”

In der in der zurückliegenden Woche pressemeldete Netto (ohne Hund) stolz:

„Service: Netto garantiert optimale Nahversorgung vor Ort. (…) Mit rund 4.000 Artikeln, einem ausgewogenen Verhältnis an Marken und Eigenmarken sowie einem Sortimentsfokus auf Frische, Regionalität und Nachhaltigkeit präsentiert sich Netto als idealer Nahversorger vor Ort. (…) Wir freuen uns, den Kunden vor Ort nach nur kurzer Unterbrechung einen attraktiven Nahversorger bieten zu können (…).“

(Hervorhebungen von mir.)

Ziemlich nützlich, so ein Discounter. Ist wahlweise als Versorgungsstrukturverbesserer oder -verschlechterer einsetzbar; je nachdem, ob man ihn gerade braucht, um Kunden zu besänftigen. Oder um eine Fusion durchzuwinken, von der die meisten Experten abgeraten haben.


Welche Kaiser’s-Märkte in NRW von Netto (ohne Hund) übernommen wurden, steht u.a. bei RP Online. (Wenn Sie auch eine gute Übersicht kennen, teilen Sie die doch bitte mit uns in den Kommentaren.)

Die vollständige von Netto (ohne Hund) bestätigte Liste der bayrischen Tengelmann-Filialen, die ins Filialnetz integriert werden, ist:

  • 82008 Unterhaching, Parkstraße 17
  • 86199 Augsburg, Bgm.-Aurnhammer-Straße 59
  • 83435 Bad Reichenhall, Frühlingstraße 64
  • 82205 Gilching, Landsberger Straße 66
  • 80992 München, Pelkovenstrasse 143-147
  • 80933 München, Aschenbrennerstraße 8
  • 81539 München, Deisenhofener Straße 80
  • 81539 München, Herzogstandstraße 19
  • 80636 München, Weiglstraße 5
  • 85716 Unterschleißheim-Lohhof, Maxfeldhof 6

(In München-Giesing übernimmt Netto [ohne Hund] damit offensichtlich zwei 900 Meter auseinander gelegene Tengelmann-Märkte, die bislang mit einer Netto-[ohne Hund]-City-Filiale in der Mitte konkurrierten.)

Danke an S. für das Köln-Foto!

Fotos: Supermarktblog

Den Newsletter zum Blog abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Netto (ohne Hund) übernimmt 51 Kaiser’s-Tengelmann-Märkte in NRW und Bayern: Taugen Discounter als „Nahversorger“? erschien zuerst auf Supermarktblog.

Netto (mit Hund) spart sich die „MehrSparKarte“

$
0
0

Passen Discounter und Rabattkarten zusammen? Während sich Aldi und Lidl bislang skeptisch sind, belohnt Wettbewerber Netto (ohne Hund) seit anderthalb Jahren regelmäßig wiederkehrende Kunden mit Treuepunkten auf der „DeutschlandCard“, die auch bei Edeka zum Einsatz kommt. Die Erfolge mit den Bonussystemen in den Supermärkten haben aber auch kleinere Handelsketten hellhörig werden lassen.

Netto (mit Hund), das zum dänischen Unternehmen Dansk Supermarked gehört, verteilte seit dem vergangenen Jahr die „MehrSparKarte“ an seine Kunden.

Wer das Treueplastik regelmäßig beim Bezahlen an der Kasse vorzeigte, sammelte ebenfalls Punkte und konnte die an aufgestellten Touchscreen-Säulen in Coupons verwandeln, auf denen individualisierte Rabatte angezeigt wurden – angeblich dem Einkaufsverhalten des jeweiligen Kunden entsprechend.

Nach einem Jahr ist vorerst wieder Schluss damit. An den Säulen kleben Zettel mit dem Hinweis „Achtung! Punkte werden Gutscheine“.

Und auf dem Bildschirm steht:

„Lieber Kunde, wir haben die MehrSpar-Aktion beendet. (…) Als Gegenwert für deine Punkte kannst du dir einen NETTO-Einkaufsgutschein ausdrucken und sofort zum Einkauf beliebiger Artikel verwenden.“

Zu den Gründen für die Einstellung der Rabattkarte erklärt Netto (mit Hund) auf Supermarktblog-Anfrage:

„Die Testphase war vorab auf insgesamt 9 Monate begrenzt. Nach Ablauf des Zeitraums wurde das Projekt nun beendet, um die gewonnenen Resultate auszuwerten.“

Dabei kennt man das Ergebnis dieser Auswertung eigentlich schon:

„Unsere Kunden haben durchweg positiv auf die MehrSparkarte reagiert und diese sehr gut angenommen.“

Ja, ähm – so positiv, dass sie sie jetzt wieder weggenommen kriegen?

Eine„finale Entscheidung“, ob es die Karte künftig wieder geben werde, „steht derzeit noch aus“, heißt es aus dem Unternehmen.

Der kommunikative Schlamassel passt ganz gut zu den bewegten Monaten, die Deutschlands kleinste Discountkette hinter sich hat: Nach einer großen, mehr oder weniger gelungenen Image-Kampagne im vergangenen Sommer wurden zahlreiche Läden modernisiert; im Supermarktblog-Interview vom Oktober kündigte der damalige Deutschland-Chef Paul Martin Berg eine sanfte Modernisierung des Discount-Konzepts und eine Mini-Expansion an. Wenige Wochen darauf gingen Dansk Supermarked und Berg getrennte Wege. Die lange Zeit bestehende Einkaufskooperation mit Edeka (u.a. für Markenartikel) wurde nicht fortgeführt. Erst kürzlich traten die Dänen mit ihren vornehmlich in Ostdeutschland gelegenen Märkten der neu gegründeten Einkaufsallianz RTG Retail Trade Group bei (mit Real, Bartels-Langness, Bünting, Klaas & Kock und Kaes). In welche Richtung Netto (mit Hund) künftig steuert, ist ungewiss.

Individuelle Angebote – oder Werbung?

Sicher ist dagegen, dass mit dem Aus für die „MehrSparKarte“ zum zweiten Mal ein Bonusprogramm aus dem deutschen Handel verschwindet, das auf kundenindividuell errechnete Rabatte setzte.

Zuerst hatte die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann Ende 2014 dieses Prinzip mit ihrer „Extrakarte“ getestet: Punkte an der Kasse, Rabatte auf dem „Sparschein“. Der größte Vorteil war, dass die Daten zum Einkaufsverhalten nicht direkt personenbezogenen gesammelt wurden, eine Anmeldung war für das Programm nicht nötig; der Nachteil: die angeblich „persönlichen Angebote“ waren eigentlich bloß Werbung (siehe Supermarktblog). Oder wie’s bei So1 heißt: „Programmatic Promotion“.

Wie bei Netto (mit Hund) stammte die Technik für die „Extrakarte“ vom Berliner Unternehmen So1. Nach der Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka (und Rewe) war das Bonusprogramm obsolet: Die Touchscreen-Säulen wurden auf DeutschlandCard bzw. Payback umgestellt.

Von den länderübergreifend agierenden Handelsketten bleibt So1 damit nur noch Penny als Partner für die Technik. Dort können Kunden die „Sparkarte“ seit August 2016 scannen – derzeit allerdings nur in 96 von rund 1.200 deutschen Filialen (in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen). Penny erklärt auf Anfrage, man sei „mit der Akzeptanz der Kunden zufrieden“. Deshalb sei das Testgebiet von ursprünglich 55 Märkten erweitert worden.

„Ziel ist es, ein übergreifendes Stimmungsbild zu bekommen, das unterschiedliche Bundesländer ebenso abdeckt wie verschiedene Umfelder (zum Beispiel Stadt vs. Land). Der Test läuft also noch.“

Eine Entscheidung, ob das Bonusprogramm bundesweit eingeführt werde, sei deshalb bislang nicht gefallen.

Kann also gut sein, dass sich die Discounter ihre Rabattkarten künftig einfach wieder sparen.

Vielen Dank an Sven E. für den Hinweis!

Fotos: Supermarktblog"

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Netto (mit Hund) spart sich die „MehrSparKarte“ erschien zuerst auf Supermarktblog.


Das große Supermarktblog-Plastikvermeider-Memory

$
0
0

Heute spielen wir zur Abwechslung mal was! Kennen Sie noch Memory? Das Gedächtnisspiel, in dem niemand über zwanzig mehr gegen Mitspieler unter acht gewinnen kann? Wunderbar. Dann kann’s ja direkt losgehen beim großen …

Supermarktblog-Plastikvermeider-Legekartenspiel!

Die Karten sind gemischt und liegen verdeckt auf dem Tisch. Sie müssen nur noch die Paare finden, die zueinander passen. Die Sonderregeln erklären sich von selbst, sobald wir losgelegt haben.

Sie fangen an!

Aldi Nord = Aldi Süd

Wunderbar, gleich Glück gehabt! Ja, das sind unterschiedliche Motive, aber die beiden Aldis sind natürlich trotzdem ein Paar (gnihihi). Vor allem bei der derzeit im deutschen Lebensmittelhandel angesagten Plastikvermeidung. Kürzlich gaben die Discount-Geschwister gemeinsam bekannt, bis Ende 2018 sämtliche Einwegtüten aus ihren Filialen verbannen zu wollen. Das heißt: Es gibt künftig auch keine Einweg-Papiertüten als Ersatz für die Einweg-Plastiktüten mehr zu kaufen.

Die „Welt“ fühlte sich dadurch prompt in ihrer Tütennutzung freiheitsberaubt und schnappatmete sich in den Sozialismus zurück:

„Denn entweder kauft man dann jedes Mal einen Jutebeutel oder ähnliche Tragehilfen zu fürstlichen Preisen, oder aber man läuft von morgens bis abends stets mit Beutel umher, eben wie damals in der DDR.“

In der ganzen Schäumerei hat der Autor dummerweise seine eigene Exklusivnachricht übersehen: dass Aldi künftig „fürstliche“ Tragetaschenpreise verlangen wolle. Davon weiß man nämlich nicht mal in den Aldi-Zentralen was.

Der Discounter selbst verspricht, es gebe demnächst eine „neue langlebige Tragetasche aus über 80 Prozent Recycling-Material“, die sich als „preisgünstigste Alternative im bestehenden Mehrwegtaschenangebot positionieren“ solle. Wie „preisgünstig“, kann Aldi Süd auf Supermarktblog-Anfrage aber erstaunlicherweise noch gar nicht sagen:

„Einen genauen Preis können wir aktuell noch nicht nennen. Die Tasche wird derzeit noch designt und produziert.“

(Da hatte es jemand offensichtlich ziemlich einig mit der entsprechenden Pressemitteilung, um den Wettbewerbern das Nachhaltigkeitsthema nicht komplett alleine zu überlassen.)

Das Problem der Initiative wäre – anders als die „Welt“ schäumt – wohl eher, dass die Taschen zu billig verkauft werden. Weil Kunden dann auf die Idee kommen könnten, Mehrwegtüten wie ihre Einwegkumpel zu nutzen, wenn sie taschenlos in den Laden gekommen sind. Und sich deshalb zuhause mit der Zeit ein Taschenberg ansammelt, für dessen Herstellung ein sehr viel höherer Energieaufwand betrieben wurde als vorher.

Immerhin hat’s Aldi inzwischen geschafft, Obst und Gemüse nicht mehr ausschließlich vorgepackt zu verkaufen. Aldi Süd bestätigt auf Anfrage:

„Seit Mai 2017 bieten wir grundsätzlich in allen unseren 1870 ALDI SÜD Filialen lose Obst- und Gemüseartikel an. Das Angebot kann jedoch saisonal und regional variieren.“

Variieren Sie schnell mal zwei neue Kärtchen?

Klebeband-Bio-Bananen = Klebeband-Bio-Bananen

Schon wieder zwei passende! Nicht die Bananen vielleicht, die sind aller Wahrscheinlichkeit nach an unterschiedlichen Stauden gewachsen. Aber sowohl Lidl (links) als auch Penny (rechts) haben erkannt, dass sich die Früchte in Bio-Qualität auch ohne aufwändige Plastikeintütung von ihren konventionellen Geschwistern unterscheiden lassen – indem man sie zur Kennzeichnung einfach per Klebeband umwickelt (wie bereits anno 2015 im Supermarktblog vorgeschlagen). Penny erklärt dazu:

„Die Bananen-Banderole gibt es seit April in Norddeutschland. Im August sind wir dann mit dem nationalen Roll-Out in allen 2.150 Märkten durch.“

Die nächsten Karten, bitte.

Netto (ohne Hund) = Lasergurke


Fotos [M]: Netto (ohne Hund)/Smb

Schon wieder ein Treffer. Schummeln Sie etwa? Die Edeka-Discount-Tochter Netto (ohne Hund) hat auf den ersten Blick womöglich nur wenig mit der rechts abgebildeten Gurke zu tun. Aber sie beteiligt sich derzeit an Tests, auf unnötige Plastikverpackungen für Bio-Gemüse zu verzichten. Und den Produkten ihre Bio-Zugehörigkeit stattdessen direkt auf die Schale zu lasern. Für den Verzehr ist die Kennzeichnung unproblematisch (siehe Supermarktblog), Netto (ohne Hund) testet zunächst „in Filialen in Teilen von Bayern und Berlin“ mit Bio-Gurken und Bio-Ingwer.

Rewe testet bekanntlich schon länger. Als neuer Standard hat sich das Verfahren im Handel bislang noch nicht etablieren können, aber womöglich ganz gute Karten. Apropos: Sie sind nochmal dran!

Papiertüten ≠ Plastikpack-Muffins

Wird aber auch Zeit, dass diese Glückssträhne mal ein Ende findet. Diese beiden Motive passen augenscheinlich nicht zusammen.

Sie erinnern sich: Frühzeitig engagierte sich die Rewe Group mit ihren Supermärkten für die Vermeidung von Plastikabfällen und schaffte im vergangenen Jahr erst sukzessive Einweg-Tragetaschen aus Plastik ab (siehe Supermarktblog). Gleichzeitig tauchen in den riesigen Brötchenknasts, die Rewe in neue bzw. aufgemöbelte Filialen stellt, kuriose neue Plastik-Umverpackungen auf: zum Beispiel für die „Muffins mit Vanillegeschmack, aufgetaut“ oben.

Ich würd’ dann auch mal zwei Kärtchen aufdecken, ja?

Papiertüten ≠ Donutvorrat in Plastik

Okay, das war Pech. Milka-Donuts im Plastikschalen-Vorratspack passen natürlich auch nicht zu vermeintlichen Nachhaltigkeits-Initiativen. Darf ich nochmal probieren, Sie haben ja schon fast gewonnen?

Papiertüten ≠ konventionelle Plastik-Bananen

Im Ernst? Rewe verpackt zwar schon länger keine Bio-Bananen mehr in Plastik, sondern kennzeichnet sie mit Aufklebern. Stattdessen liegen konventionelle Bananen, wenn sie „gepackt“ verkauft werden, in Plastik im Regal?

Hilft ja nix: Sie dürfen ein letztes Mal.

Papiertüten ≠ Plastik-Teilchen

„Die Auslistung der Plastiktüte war für die REWE Group nur der Anfang.  Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, unnötige Verpackungen komplett aus seinen Regalen zu verbannen, ohne einen schnelleren Verderb zu riskieren oder gegen gesetzlich notwendige Deklarationen von Produkten zu verstoßen.“

Pardon, ich war kurz abgelenkt und musste nachlesen, ob ich an dem Rewe-Ruck gegen unnötigen Plastik-Verpackungsmüll was missverstanden hatte, während Sie das nächste unpassende Kartenpaar umgedreht haben: Schon wieder die Papiertüten! Und dazu klebrige Teilchen aus der Rewe-eigenen Glockenbrot-Bäckerei, verschalt in Plastik und mit ausreichend Platz für Mohnschnecken, sich einen Johannisbeer-Streuseltaler in die Bude einzuladen. Gerade so, als stünde nebendran kein großer Brötchenknast.

Immerhin bleibt Rewe damit seinem Versprechen treu, „unnötige Verpackungen komplett aus seinen Regalen zu verbannen“: Das Teilchen-Ensemble in der Plastikbehausung ist hier (in einem Wiesbadener Rewe-Markt) schließlich nicht im Regal, sondern auf umgedrehten Stapelkisten aufgebockt.

Was meinen Sie? Ob das Unternehmen nicht findet, dass es sich die Glaubwürdigkeit ruiniert, wenn es sich einerseits als Plastikvermeider inszeniert und andererseits massig neue Nutzlosverpackungen für Artikel ausdenkt, die auch prima ohne auskämen?

Nein, eher nicht. Auf Anfrage erklärt Rewe:

  • Zu den Bananen: „Aktuell sind bei Bananen nur noch die im Discountpreis-Segment foliert. Aber auch hier ist REWE dran.“
  • Zu verpackten Donuts und Muffins: „Bei den verpackten Backartikeln an den Backstationen handelt es sich um fertige und angelieferte Convenience-Artikel. Der Blister erhält die Backfrische des Produkts besser als eine Papierverpackung, verringert die Gefahr von Quetschungen, erleichtert damit den Transport und schützt die Bake Off Station und auch die Tasche des Kunden vor Verunreinigungen. Letzter Aspekt ist gerade bei glasierten Produkten wir Donuts (klebrig aufgrund des Zuckerüberzugs) oder auch Muffins (höherer Fettgehalt) für Kunden der ausschlaggebende Grund, weshalb sie mehrheitlich zu diesen verpackten Artikelvarianten greifen.“

Und ganz generell:

„Richtig ist, dass REWE mit der Auslistung der Plastiktragetasche immer kommuniziert hat, weitere Schritte zur Reduzierung des Plastikeinsatzes im Markt folgen zu lassen. Daher arbeiten wir gleichzeitig an Initiativen zur Plastikvermeidung in unseren Sortimenten.“

Bei Rewe to Go würden beipielsweise Mehrwegbecher angeboten, Mehrwegbefüller kriegen 10 Cent Preisnachlass auf jeden Kaffee. Außerdem teste man an den Salatbars faltbare Pappschachteln.

Zusammengefasst bedeutet das: Plastikvermeidung hat für Rewe oberste Priorität. Außer, wenn Kundentaschen oder der eigene Brötchenknast vor „Verunreinigungen“ bewahrt werden müssen oder Artikel eingewickelt, deren Aggregatzustand mit „backfrisch“ eher euphemistisch beschrieben ist. Das lässt sich freilich nicht so schön pressemelden wie die schicken neuen Schalen aus Graspapier, die ohnehin von den Medien viel besser memoriert werden.

Apropos memorieren: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Darf ich ausnahmsweise fragen, wie alt Sie sind?

Fotos [M]: Supermarktblog"


Mehr zum Thema:

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Das große Supermarktblog-Plastikvermeider-Memory erschien zuerst auf Supermarktblog.

Lidl, Netto (ohne Hund) und der große Discounter-Ganzjahresfasching

$
0
0

Sind wir doch mal ehrlich: Der Discount mag in den vergangenen Jahrzehnten höchst erfolgreich Herzen und Einkaufswägen deutscher Kunden erobert haben; überbordende Kreativität war dem Format in seiner ursprünglichen Variante aber eher nicht in die Waage, äh: Wiege gelegt.

Das hat sich schon vor einer ganzen Weile geändert. Alle großen Discounter sind sehr viel experimentierfreudiger als noch vor zehn Jahren. Um sich gegen die direkte Konkurrenz zu positionieren. Und den klassischen Supermärkten jüngere Kunden und Marktanteile abzutrotzen.

Selbst der Edeka-Ableger Netto (ohne Hund), der lange Zeit nicht so recht viel mit dem Erbe des übernommenen (und sehr viel ausprobier-affineren) Plus anzufangen wusste, wandelt sich kontinuierlich: Die Kette testet bargeldlose SB-Kassen, motzt die Frischeauswahl auf und erprobt vegane Artikel im Sortiment.

So ganz lassen sich alte Gewohnheiten aber doch nicht abstellen. Und wieso, mag man sich in der Unternehmenszentrale in Maxhütte-Haidhof gesagt haben, sollte man unnötig Energie darauf verschwenden, das eigene Geschäft ständig neu zu erfinden – wenn sich schon jemand anderes was ausgedacht hat, das prima funktioniert?

Nach diesem Prinzip erfolgte im Discount (und nicht nur bei Netto [ohne Hund]) seit jeher die Gestaltung von Eigenmarken, deren Verpackungen denen der Markenvorbilder zum Teil zum Verwechseln ähnlich sehen (siehe Supermarktblog).

„Du entscheidest“ vs „Du hast die Wahl“

Abgesehen davon achten alle Discounter sehr genau darauf, ob die Konkurrenz neue Standards etabliert, die aus taktischen Gründen kopiert werden müssten – nicht nur beim Preis. Lidl hat im April eine neue Haltungskennzeichnung von Frischfleisch eingeführt, mit der Kunden auf der Verpackung erkennen können, wie die Tiere gehalten wurden („Stallhaltung“, „Stallhaltung Plus“, „Außenklima“, „Bio“). Netto (ohne Hund) und Aldi sind inzwischen mit ähnlichen Systemen nachgezogen, die kaum von der Lidl-Variante zu unterscheiden sind:

Es gibt aber noch mehr hübsche Beispiele dafür, wie sehr Discountketten die Arbeit der Kollegen bei der Konkurrenz zu gefallen scheint.

Vor zwei Jahren warb Lidl auf Plakaten und in Prospekten erstmals mit einer direkten Gegenüberstellung von Marken und Eigenmarken (siehe Supermarktblog von 2016 und 2017) und erklärte seinen Kunden:

„Du hast die Wahl – Starke Marken, starke Eigenmarken“

Das war (bei Markenherstellern) vor allem wegen des direkten Preisvergleichs brisant. Und hat auf die Verantwortlichen bei Netto (ohne Hund) offensichtlich soviel Eindruck gemacht, dass sie die Idee als regelmäßiges Element in den eigenen Werbeprospekt übernommen haben. Statt auf Schwarz und Weiß (wie bei Lidl) sind die Produkte dort vor den Netto-(ohne Hund)-Farben Rot und Gelb abgebildet. Darüber steht:

„Marke oder Netto-Marke? Du entscheidest!“

In den vergangenen Wochen sollten sich Kunden u.a. zwischen Lavazza Caffè Crema Classica und Mondo Italiano Caffè Crema (13,79 € vs 7,99 €), Haribo Color-Rado und Arizona Mix (1,09 € vs 0,79 €) sowie Held Curry Gewürz Ketchup delikat und Rich Gewürz Ketchup (2,39 € vs 1,39 €) entscheiden.


Abb. [M]: Netto (ohne Hund)/Smb

Das ist schon irgendwie – mutig: nicht nur die Eigenmarken-Produktentsprechung vom Original abzugucken, sondern auch noch die werbliche Inszenierung von der direkten Konkurrenz.

Und es gibt noch so viel mehr voneinander zu lernen!

Zum Beispiel für „XXL-Wochen“: Das dröhnend hässliche Riesen-„XXL“ in roten Buchstaben auf gelben Hintergrund, das Netto auf Großpackungen druckt, erinnert stark an das dröhnend hässliche Riesen-„XXL“ in roten Buchstaben auf gelben Hintergrund, das Lidl verwendet – nur die Perspektive ist eine andere.


Foto [M]: Lidl/Netto (ohne Hund)/Smb

Derweil lässt sich nicht mehr so genau sagen, wer mit seinem Verpacksungsdesign für italienische Aktionsprodukte zuerst da war: Lidl, das die Artikel seit geraumer Zeit unter seiner Eigenmarke „Italiamo“ anbietet; oder Netto (ohne Hund) mit „Creazioni d’Italia“, das offensichtlich zusammen mit den Partnern der Einkaufsallianz Alidis/Agecore (u.a. mit Intermarché, Eroski, Colruyt, Conad und Coop Schweiz) entwicklt wurde. In beiden Fällen stehen die Mareknlogos  sanft golden umrahmt auf einem in Blautönen gehaltenen Verpackungshintergrund; dazu haben sich beide Verpackungsdesigner ein eigenes Fantasie-Stiefel-Siegel gebaut („Specialita Italiana“ bei Lidl bzw. „Prodotto Italiano“ bei Netto [ohne Hund]).


Foto [M]: Lidl/Netto (ohne Hund)/Smb

Im großen Discounter-Ganzjahresfasching scheint sich jeder Discounter ein bisschen darum zu bemühen, so wie der andere auszusehen.

Den jeweils betroffenen Wettbewerbern bleibt kaum mehr übrig, als das als Kompliment für die eigene Arbeit zu sehen – und Lidl kann sich immerhin damit trösten, nicht die einzige Inspirationsquelle für den bayerischen Konkurrenten zu sein.

Darf’s ein bisschen mehr Osten sein?

Während sich der zur dänischen Salling Group (bisher: Dansk Supermarked) gehörende Netto (mit Hund) seit zwei Jahren als „Dein regionaler Mehrwerte-Discounter“ positioniert, der sich mit einem umfassenden Sortiment an aus Ostdeutschland stammenden Produkten von der nationalen Konkurrenz abgrenzen will, ist dem Konkurrenten (ohne Hund) eine Spitzenidee gekommen: Wie wär’s, wenn man mit einem umfassenden Sortiment an aus Ostdeutschland stammenden Produkten gleichzieht?

Im Wochenprospekt inszeniert sich der Netto ohne Hund jetzt einfach wie der mit Hund: als „Ihr regionaler Discounter“, der „Gutes aus dem Osten“ bietet.


Abb.: Netto (ohne Hund)/Smb

Weil es bekanntermaßen völlig unnötig ist, Energie darauf zu verschwenden, das eigene Geschäft ständig neu zu erfinden – wenn sich schon jemand anderes was ausgedacht hat, das prima funktioniert.

Titelfoto [M]: Netto (ohne Hund)/Supermarktblog"

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Lidl, Netto (ohne Hund) und der große Discounter-Ganzjahresfasching erschien zuerst auf Supermarktblog.

Neues Logo: Netto (ohne Hund) schleift sich die Ecken rund

$
0
0

Der Edeka-Discounter Netto (ohne Hund) ist gerade voll und ganz im Partymodus und feiert in den kommenden Wochen seinen 90. Geburtstag. Dieser betrifft zwar eigentlich die Gründung des Unternehmens als Großhändler, der ab August 1928 selbstständige Kaufleute mit Lebensmitteln belieferte. (Die erste eigne Filiale eröffnete 1971 unter dem Namen „Super Discount“). Aber am Firmensitz in Bayern hat glücklicherweise jemand nachgerechnet, dass auch das Netto-(ohne Hund)-Konzept ein bisschen Jubiläum feiert – weil vor 35 Jahren in Regensburg der erste Markt unter dem heutigen Namen startete.

Für den September verspricht die Handelskette ihren Kunden deswegen „viele Jubiläumsaktionen“ mit „täglichen Jubiläums-Preisen“.

Still und heimlich hat sich Netto (ohne Hund) aber auch selbst was geschenkt: einen Facelift für den eigenen Markenauftritt.

Der hat zwar noch keine 90 Jahre auf dem Logobuckel, aber gegen die generelle Notwendigkeit, bei Netto (ohne Hund) mal ein paar Designfalten glattziehen zu lassen, dürfte vermutlich niemand Einspruch erheben. Das Ergebnis ist dann aber leider eher – ernüchternd.

So sah Netto (ohne Hund) bisher aus:

Auch in Zukunft ist das gelbe Logo von einem rotem Rand eingefasst, der zwischen die einzelnen Buchstaben, ins N und ins O hineinsuppt. Dafür tauscht Netto (ohne Hund) die Schrift aus und entledigt sich damit sämtlicher Ecken und Kanten. Die neue hat nicht nur deutlich rundere Buchstaben als die alte – E und T holen ordentlich Schwung –, sie ist auch sichtbar fetter als die alte. (Pardon, aber bei Fonts darf man das so sagen.) Und sieht trotz der beibehaltenen Kursivierung nicht mehr so nach Siebziger Jahren aus. Sondern nach Achtzigern.

Auch vom Doppelnamen „Marken-Discount“ wollte man sich in Maxhütte-Haidhof nicht trennen. Der Zusatz steht jetzt in der aktuell verwendeten Hausschrift unter dem Logo, immer noch rot, aber nicht mehr mittig. Stattdessen ist er an den rechten Rand gerückt. (Vielleicht ein Zeichen der Zeit.)

Der Brotkasten mit den runden Ecken, aus dem das Netto-(ohne Hund)-Logo bislang zur Hälfte hinauslugte, scheint dafür in die Entsorgung gegeben worden zu sein.

Auf Supermarktblog-Anfrage mochte sich das Geburtstagskind bislang nicht zur Frage äußern, bis wann die Umstellung an und in den Märkten bzw. in der Kommunikation mit den Kunden erfolgen soll. An Märkten, die derzeit neu eröffnen, kommt das neue Logo aber bereits zum Einsatz, etwa an Fassaden und auf Parkplatzsschildern:

Zusammengefasst kann man vielleicht sagen: Mit Netto (ohne Hund) hat das nächste Handelsunternehmen die große Chance auf einen zeitgemäßeren Neuauftritt vergeben. Ja, natürlich, die Nichtdesigner rufen schon wieder laut: „Geschmacksache!“ Recht so.

Aber man muss nur mal kurz überlegen, was alles möglich gewesen wäre, um Netto (ohne Hund) auch designtechnisch ins neue Jahrtausend zu rücken, ohne dafür die eigene gestalterische Vergangenheit noch die Discount-Identität verraten zu müssen. Und sich trotzdem stärker vom zweiten Netto (mit Hund) abzugrenzen. Womöglich sogar mit einer modernen Abwandlung der alten, kantigen, aber eben auch sehr charakteristischen Logoschrift, der sich die dämliche Schräglage hätte ausbimsen lassen.

(Andererseits: Inspiration hat sich die Edeka-Tochter zuletzt ohnehin lieber bei der Konkurrenz gesucht; siehe Supermarktblog).

Bloß nicht zu modern!

Vermutlich haben die deutschen Discounter bloß furchtbare Panik, zu modern zu wirken und damit Teile ihrer Kernzielgruppe zu verschrecken. Aldi Süd hat für seine Logo-Kernsanierung im vergangenen Jahr den weltweit abgeschafft geglaubten Farbverlauf exhumiert (siehe Supermarktblog); Kaufland war nach der Log-Entgitterung vom eigenen Chuzpe so sehr überrumpelt, dass die Entscheidung mitten im Erneuerungsprozess wieder rückgängig gemacht wurde (siehe Supermarktblog). Warum überhaupt modernisiert wird, wenn sich am besten eigentlich gar nichts ändern soll, wissen bloß die Unternehmen selbst.

Falls es Ziel der Designer gewesen sein sollte, mit dem neuen Netto-(ohne Hund)-Logo in erster Linie die Preiswürdigkeitspositionierung des Absenders zu unterstützen, ist das zugegebenermaßen gelungen: billig sieht der Markenauftritt nun wirklich aus.

Gleichzeitig wird Netto (ohne Hund) mit der arg beliebigen neuen logoschrift künftig ein großes Stück verwechselbarer. Soviel Wahrheit müssen auch 90-Jährige noch vertragen.

Vielen Dank an Marcel, der das neue Logo zuerst entdeckt hat!

Fotos: Supermarktblog"

Mehr zum Thema:

Blog-Newsletter abonnieren? Hier geht’s zur Anmeldung!

Der Beitrag Neues Logo: Netto (ohne Hund) schleift sich die Ecken rund erschien zuerst auf Supermarktblog.

Rabatt auf Unilever-Marken: Netto (ohne Hund) ärgert Kaufland

$
0
0

Gerade hat Kaufland die Geschäftsbeziehung zum Konsumgüterhersteller Unilever beendet, weil man sich nicht auf neue Preise einigen konnte. Marken wie Axe, Ben & Jerry’s, Bertolli, Coral, Domestos, Dove, Duschdas, Knorr, Lipton, Mondamin, Pfanni, Rexona, Signal, Unox und Viss werden deshalb nicht mehr nachbestellt und sind in vielen Kaufland-Filialen nicht mehr zu kaufen (mehr zum Hintergrund steht hier im Blog).

Das macht sich nun die Konkurrenz zu Nutze. Edeka-Discounter Netto (ohne Hund) wirbt diese Woche mit „20% auf das gesamte Sortiment der ausgewählten Marken Axe, Dove, Impulse, Viss, Comfort intense, Domestos“ – allesamt Marken von Unilever, die (mehrheitlich) bei Kaufland aus dem Regal verschwunden sind.

Im Handzettel fällt der Hinweis nur Kunden auf, die bis zum Drogerie-Sortiment vorblättern; im Newsletter ist die Aktion aber prominent platziert.

ANZEIGE

In den Läden widerum weisen eigene Aufsteller in den Gängen auf die Rabatte hin.

Und natürlich am Regal:

Das Discount-Geschäft von Netto (ohne Hund) ist traditionell aktionsgetrieben, insofern ist das Angebot nicht weiter verwunderlich; auch 20%-Rabatte auf ausgewählte Sortimente gehören zur Regel. Aber natürlich ist der Zeitpunkt auffällig. (Zu Jahresbeginn waren bereits Artikel von Axe und Duschdas stark vergünstigt.)

Vereinzelt lassen sich bei Netto (ohne Hund) derzeit auch andere Unilever-Markenprodukte günstiger einkaufen (Knorr Bouillon); zum ganz großen Rundumschlag wollte der Discounter aber nicht ausholen, um Kaufland-Stammkunden zu sich zu locken. Kartoffelknödel von Pfanni stehen z.B. weiter zu unveränderten Preisen im Regal.

Der Edeka-Ableger mochte sich zuletzt ohnehin am ehesten mit Pflege- bzw. Reinigungsartikeln profilieren, um sich gegen die klassischen Drogeriemärkte zu stemmen; vor einigen Monaten wurde die neue Naturkosmetik-Eigenmarke „Blüte-Zeit“ eingeführt.

Mehr als ein Nadelstich gegen den Wettbewerber dürfte die Aktion nicht sein. Netto (ohne Hund) selbstversteht sich zwar als Discounter mit der größten Auswahl an regulären Marken. In seinen Filialen kann Kaufland aber ein deutlich umfassenderes Sortiment bieten. Dass Netto (ohne Hund) Kunden, die daran gewöhnt sind, dauerhaft zu sich locken könnte, scheint unwahrscheinlich.

Korrektur: In der ursprünglichen Version dieses Texts wurden Unox, Bertolli und Lipton Eistee als Unilever-Marken genannt; Bertolli wurde allerdings 2014 verkauft, Unox wird nur noch in den Niederlanden und Belgien verwendet (unilever.nl, Wikipedia); Lipton Eistee gehört inzwischen zu PepsiCo, Unilever vertreibt klassische Tees unter derselben Marke.

Fotos: Supermarktblog

Mehr zum Thema:

Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Rabatt auf Unilever-Marken: Netto (ohne Hund) ärgert Kaufland erschien zuerst auf Supermarktblog.

Weshalb Aldi und Lidl der Deutschland-Start des russischen Discounters Mere kalt lassen kann

$
0
0

An diesem Dienstag hat die russische Discountkette Torgservis unter dem Namen „Mere“ ihre erste deutsche Filiale eröffnet – einen Laden am Rande von Leipzig, der mit seinem Konzept Anhänger des langsam aussterbenden Harddiscounts begeistern möchte und ein überschaubares Sortiment zu Niedrigpreisen in spärlicher Einrichtung verkauft.

Den langen Schlangen zur Eröffnung zum Trotz: Die Erfolgsaussichten des Konzepts dürften hierzulande überschaubar sein. Aber die Medien sind trotzdem schon seit Wochen ganz aus dem Häuschen:

„Russen-Markt greift Lidl und Aldi an“ (focus.de)

„Angriff auf Aldi und Lidl – Russischer Discounter will nach Sachsen-Anhalt expandieren“ (Mitteldeutsche Zeitung)

„Müssen Aldi & Lidl zittern? Russischer Discounter startet in Deutschland“ (chip.de)

Nein, müssen sie nicht.

ANZEIGE

In einem weit verbreiteten Text hat die Deutsche Presseagentur (dpa) in dieser Woche gleich mehrere Gründe dafür aufgelistet. Der wichtigste ist: Torgservis/Mere fehlt es in Deutschland auf absehbare Zeit an Größe – selbst wenn es dem Handelsunternehmen gelingen sollte, bald weitere Märkte zu eröffnen. (Dagegen spricht, dass schon die Eröffnung in Leipzig ein ziemlicher Kraftakt gewesen sein muss, mehrfach verschoben wurde und die Kette, die ursprünglich „Centwelt“ heißen sollte, vor dem Start noch flugs umbenannt wurde.)

Aber selbst wenn Mere bei den deutschen Kunden ankommen sollte, wäre das nicht in erster Linie ein Angriff auf Aldi und Lidl, wie nun vielfach geschrieben wird.

Expansion in Ostdeutschland

Das liegt vor allem daran, dass die Russen angekündigt haben, vor allem im Osten Deutschlands expandieren zu wollen:

„Zum Ausbau unseres Filialnetzes suchen wir geingnete [sic] Standorte in- [sic] Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Berlin geeignete Standorte [sic].“

Also (unter anderem) im Stammgebiet von Netto (mit Hund), das zur dänischen Salling Group gehört und seine Filialen mehrheitlich in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt betreibt. Dort versucht sich der Discounter insbesondere durch Produkte von Herstellern aus der Region von der Konkurrenz abzugrenzen, bedient also schon den Wunsch vieler Kunden nach einem Sortiment, das sich stark an den WurstVorlieben in den jeweiligen Bundesländern orientiert.

Als kleinster Discounter Deutschlands verfügt Netto (mit Hund) derzeit über 347 Märkte; selbst davon ist Torgservis/Mere noch ziemlich weit entfernt.


Kleiner Exkurs:

(Wie schwierig es sein kann, sich als neuer Discounter im Markt zu etablieren, hat Netto [mit Hund] wiederum in Großbritannien erlebt: Um Aldi und Lidl Paroli zu bieten, versuchte die Handelskette vor vier Jahren den Neustart und sicherte sich dafür die Unterstützung des Supermarktpartners Sainsbury’s. Nach anderthalb Jahren (und nur 16 Neueröffnungen) war schon wieder Schluss. Sainsbury’s-CEO Mike Coupe erklärte damals, man habe viel schneller wachsen und sich im umkämpften Immobilienmarkt viel mehr Standorte sichern müssen, um mithalten zu können; das sei nicht möglich gewesen. Inzwischen will Sainsbury’s über die angekündigte Fusion mit dem Wettbewerber Asda wachsen – an den Netto [mit Hund] seine Filialen bei seinem ersten Rückzug aus dem britischen Markt im Jahr 2010 verkauft hatte.)


Bloß mal angenommen, es gelänge dem Herausforderer dennoch, im Markt Fuß zu fassen und mit seinen (noch zu eröffnenden Filialen) nennenswerte Umsätze zu erzielen – Lidl und Aldi könnte das trotzdem weitgehend kalt lassen.

Aus dem einfachen Grund, dass vor allem Aldi in der Gunst ostdeutscher Kunden schon jetzt eine eher nachrangige Rolle spielt. Wenn man schon einen „Angriff“ herbeidichten möchte, dann müsste das einer auf Kaufland sein.

Kaufland siegt in der Kundengunst

Einmal im Jahr lässt die MDR Werbung die Nutzung und Bekanntheit von Marken und das Konsumverhalten von Verbrauchern in ihrem Sendegebiet untersuchen. Jahr für Jahr ergibt sich dabei ein Bild, das sich von dem in Gesamtdeutschland massiv unterscheidet.

Die meist frequentierten Einkaufsmärkte in Mitteldeutschland sind nicht – wie im Bundesschnitt – Aldi und Lidl, sondern Kaufland und Netto (ohne Hund). Ganze 38 Prozent der befragten Kunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nennen Kaufland als den Markt, in dem sie „überwiegend“ ihre Lebensmittel und Getränke einkaufen; mit deutlichem Abstand folgt Netto (ohne Hund) auf Platz 2 (26 Prozent). Kaufland schneidet in Mitteldeutschland doppelt so gut ab wie im Bundesschnitt (19 Prozent) – und besser als Aldi, das 35 Prozent aller Deutschen als ihren hauptsächlichen Einkaufsort nennen (PDF).

(Netto [mit Hund] schafft es in der MDR-Auflistung nicht einmal in die Top 10, hat seinen Filialschwerpunkt aber auch eher im Nordosten.)

Anders gesagt: Mal gucken, was die Russen in Deutschland auf die Beine stellen. In der Nische – und mehr als das ist der Harddiscount aus früheren Zeiten heute in Deutschland nicht mehr – mag das Konzept funktionieren. Aber selbst das dürfte für die Anbieter, die den Markt derzeit beherrschen, kein großer Grund zur Sorge sein.

Titelfoto [M] + Fotos: Supermarktblog, Logos: Torgservis/Mere, Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl

Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Weshalb Aldi und Lidl der Deutschland-Start des russischen Discounters Mere kalt lassen kann erschien zuerst auf Supermarktblog.

Discount-Eigenmarken: Aldi stoppt „täglich GUT“, Netto (mit Hund) macht Bio, Kochboxen-Evolution bei Lidl

$
0
0

Aldi Süd findet sich auch ohne „täglich GUT“ täglich gut

Falls Sie sich auch schon gefragt haben, wo die Grenze der anhaltenden Versupermarktung im deutschen Discount liegen wird – die Antwort steht jetzt fest: im untersten Regalfach.

Anderthalb Jahr ist es her, dass Aldi Süd im Zuge seiner Marktmodernisierung auch überprüfen wollte, ob die bisherige Eigenmarken-Strategie noch zeitgemäß ist. Aus diesem Grund testete das Unternehmen die Umbenennung von Buttertoast und Aufbackbrötchen, Kaffee, Vanille-Eis, Camembert, Koch-Hinterschinken, Pizza Margherita, Tafelschokolade und Margarine: In einzelnen Märkten waren die Produkte nicht mehr unter ihrem bisherigen Eigenmarkennamen zu kaufen (z.B. Choceur, Riggano, Grandessa), sondern unter der neue Dachmarke „täglich GUT“.

Damit wollte Aldi Süd Kunden nach eigener Auskunft (siehe Supermarktblog) „eine einfache und klare Struktur bzw. Orientierung bieten“ – ganz ähnlich wie im Supermarkt, wo Preiseinstiegsartikel ja ebenfalls einheitlich benannt sind (Gut & Günstig, ja!, TiP).

ANZEIGE

Inzwischen steht fest, dass „täglich GUT“ nicht regionenübergreifend eingeführt wird. Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt eine Sprecherin des Unternehmens, man habe sich dazu entschieden, die Marke „nicht dauerhaft ins Standardsortiment aufzunehmen“:

„Insgesamt sehen wir das Testergebnis als Bestätigung dafür, dass das ALDI SÜD Sortiment die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden mit seinen Eigenmarken im Premium- und Mehrwertbereich bereits sehr gut bedient.“

Heißt wohl: Im klassischen Preiseinstieg ist den Kunden die Orientierung schnuppe.

Netto (mit Hund) verdrängt „Maximum Natur“ mit „Go Öko“

Seit Jahresbeginn wirbt Lidl massiv für seine Kooperation mit Bioland (siehe Supermarktblog). Alle übrigen Händler haben deswegen ihre Initiativen, besseres Bio ins Sortiment zu holen, deutlich verstärkt. Selbst der kleinste deutsche Discounter, Netto (mit Hund), wirbt seit Ende Januar mit dem Versprechen, „Bio für alle“ bieten zu wollen (also ganz anders als Lidl, das „Bioland für alle“ plakatiert). Dafür ist die neue Eigenmarke „Go Öko“ gestartet worden (die, um zu den übrigen Wortspielereien des Dänen-Discounters zu passen, eigentlich „Go Øko“ heißen müsste).

Bislang muss man sich allerdings große Mühe geben, die 30 Produkte im Laden überhaupt zu finden. In der Obst- und Gemüse-Abteilung ist das dank auffälliger Kennzeichnung noch verhältnismäßig einfach.

Anderswo braucht es aber ein ausführliches Regalstudium, um z.B. den Frischkäse zwischen den konventionellen Artikeln ausfindig zu machen (einziger Anhaltspunkt sind die schief in die Preisschienen geschobenen Hinweisschilder); manche Artikel sind auch in Gittertische neben die übrigen Aktionsartikel geramscht.

Bis zum Jahresende soll das Angebot „kontinuierlich durch sowohl neue Festlistungs- als auch Aktionsartikel ergänzt“ werden, verspricht Netto (mit Hund); die Produkte stammen zum Teil aus regionaler Herkunft, erfüllen aber lediglich die EG-Öko-Mindeststandards. Damit hinken die Dänen dem aktuellen Trend etwas hinterher.

Die Einführung der neuen Marke ist zudem das Eingeständnis, dass eine alte gescheitert ist. Im Herbst 2016 hatte Netto (mit Hund) „Maximum Natur“ als Allzweckmarke für „regionale Erzeugnisse, Bioprodukte und vegetarische Leckerbissen“ erfunden („für eine bewusste Ernährung zu bezahlbaren Preisen“). Das haben die Kunden ganz offensichtlich nicht verstanden.

Auf Anfrage bestätigt eine Unternehmenssprecherin nun,

„dass unter der neuen Bio-Eigenmarke GO ÖKO künftig auch die Produkte der Maximum Natur Bio-Linie gelistet werden“.

Vorübergehend heißt die Frischmilch neben der „Go Öko“-Butter im Kühlregal aber noch „Maximum Natur“, um das Chaos zu komplettieren.

„Ab Ende März“ sollen alle Bio-Eigenmarken-Artikel dann den neuen Namen tragen. Und:

„Wie es sich mit den übrigen Maximum Natur-Produkten verhalten wird, ist momentan im Klärungsprozess.“

Dass sich der Discounter für die übrig bleibenden Artikel weiter eine eigene Marke leisten wird, ist allerdings unwahrscheinlich.

Damit ist Penny künftig alleine mit seiner Strategie, unter ein- und demselben Namen Regionales, Bio und Veggie zusammenzufassen, alleine im deutschen Discount. Seit Beginn des Jahres läuft eine rätselhafte Kampagne, in der Nena die Vorzüge von „NaturGut“ herbeihauchen soll. So lange, bis in Köln jemand merkt, dass es sich auch im Discount lohnen könnte, Eigenmarken möglichst klar zu positionieren anstatt ein munteres Ensemble-Durcheinander zu veranstalten.

Lidls Kochbox sucht sich Diät-Zielgruppe

Der Hype um Kochboxen-Versender hat (zumindest in den Medien) wieder etwas nachgelassen; im klassischen Lebensmitteleinzelhandel stoßen die Menü-Kits aber weiterhin auf großes Interesse. Viele Händler sehen weiterhin dass Potenzial, damit Kunden zu erreichen, die gerne unter konkreter Anleitung mit vorportionierten Zutaten selbst kochen wollen. (Gerade testet M&S in Großbritannien neue „Meal Kits“; Picnic startet in Kürze mit einer abofreien Heimliefervariante.)

Der ganz große Durchbruch scheint damit noch keiner Handelskette gelungen zu sein; zumindest Lidl scheint aber nach wie vor daran zu glauben.

Seit anderthalb Jahren können Kunden in den Berliner Märkten des Discounters wöchentlich wechselnde Rezeptsets kaufen, die das von Lidl übernommene Start-up Kochzauber entwickelt (das bereits seit längerer Zeit „Lidl Kochzauber“ heißt). Seitdem hat die Idee eine beachtliche Kochboxenevolution durchlaufen.

Gestartet als „Unsere Kochtüte“ (siehe Supermarktblog), mussten die Sets nach einiger Zeit (vermutlich aus Platzgründen) vom Kühlregal in die Kühltruhen umziehen (siehe nochmal Supermarktblog). Im nächsten Entwicklungsschritt ist aus der Tüte eine Box geworden. Das Lidl-Logo ist bei „Unsere Kochbox“ nur noch auf der Seite abgebildet; die explizite Veggie-Veriante wurde durch ein „Light-Gericht“ ersetzt, das als Alternative zum „Original“ angeboten und mit entsprechendem Kühltruhen-Branding beworben wurde (inklusive gut sichtbarer Kalorienangabe auf der Packung), z.B. „Orientalische Rinderhackbällchen mit Röstpaprika und weißem Bohnenmus“ .

Aus der „Light-Variante“ ist schließlich vor kurzem eine „WW“-Box geworden – in Kooperation mit der gleichnamigen Abnehmfirma (ehemals: Weight Watchers), mit der Kochzauber auch schon für seine Abo-Variante kooperiert. Statt Kalorien zählt die Packung nun „SmartPoints“, drin ist aber trotzdem wieder: „Orientalische Rinderhackbällchen mit Röstpaprika und weißem Bohnenmus“.

Die zügige Rezeptwiederholung spricht entweder nicht dafür, dass sich die potenzielle Kundenzielgruppe regelmäßig zum Kauf entscheidet; oder für das exakte Gegenteil, weil die Rezepte so toll und lecker sind, dass man nicht drauf verzichten mag (und zu faul ist, das Rezept vom letzten Mal aufzuheben, um die Zutaten selbst einzukaufen).

In jedem Fall scheint Lidl vorerst weiter daran zu glauben, dass sein Kochboxen-Rezept auch Discount-Kunden schmecken wird. Und das ist, angesichts der zahlreichen strategischen Rückzieher der vergangenen Jahre, mal eine schöne Abwechslung.

Nachtrag, 21.2.: … pardon, war eine schöne Abwechslung. Lidl hat angekündigt, Kochzauber Anfang März einzustellen. Hier steht ein Update.

Real startet Discount-Bio-Marke „TiP Bio“

Noch ’ne Reaktion auf die Bioland-Initiative von Lidl? Ja, bloß diesmal im SB-Warenhaus: Nachdem Real im vergangenen Jahr seine Billig-Eigenmarke „Ohne teuer“ frühverrentet hat, soll sich nun die Bio-Billigmarke „TiP Bio“ im Sortiment etablieren (zusätzlich zu Real Bio). In der vergangenen Woche kündigte die kurz vor dem Verkauf stehende Handelskette ihren Kunden an, künftig nur noch Bio-Bananen anzubieten, die EG-Öko-Mindeststandards einhalten, auch im Preiseinstieg.


Abb. [M]: Real/Smb

Das Billig-Labelling dürfte der Alptraum langjähriger Bio-Verfechter sein, die sich vor einem zunehmenden Preisverfall fürchten, wenn Bio im Mainstream ankommt. (Wobei zahlreiche Branchenakteure diesen Preisverfall über lange Zeit selbst befördert haben.)

Ob die Kunden bei all den unterschiedlichen Eigenmarken und Verbandssiegeln dauerhaft überhaupt den Durchblick behalten, wissen derzeit aber auch die Bio-frischverliebten Handelskonzerne noch nicht.

Fotos: Supermarktblog

Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Discount-Eigenmarken: Aldi stoppt „täglich GUT“, Netto (mit Hund) macht Bio, Kochboxen-Evolution bei Lidl erschien zuerst auf Supermarktblog.

Netto (ohne Hund) krönt sich selbst zum Marken-König im Discountreich

$
0
0

Im vergangenen Jahr gefiel Netto (ohne Hund) die Werbestrategie des Wettbewerbers Lidl für dessen (Eigen-)Markenvielfalt im Sortiment noch so gut, dass man sie kurzerhand in die eigenen Handzettel abpauste (siehe Supermarktblog). Statt der Lidl-Aufforderung „Du hast die Wahl – Starke Marken, starke Eigenmarken“ hieß es dort „Marke oder Netto-Marke? Du entscheidest!“ Dazu war ein Produktpaar aus klassischer Herstellermarke samt Eigenmarken-Pendant und den jeweiligen Preisen abgebildet.

Geschuldet war die Initiative wohl auch dem selbst kommunizierten Anspruch, unter den hiesigen Discountern derjenige mit der größten Markenauswahl zu sein, eben ein „Marken-Discount“.

Dass seitdem Aldi verstärkt in denselben Aufmerksamkeitswettbewerb eingestiegen ist, kann Netto (ohne Hund) freilich gar nicht gefallen – weil es die Positionierung der Edeka-Tochter zunehmend untergräbt. Insbesondere, wenn Aldi wie derzeit wöchentlich bekannte Markenprodukte zu Aktionspreisen auf die Vorderseite seines Handzettels druckt.

ANZEIGE

Diese Woche locken Nord und Süd mit Knorr Fix und Toffifee zu Kampfpreisen, nächste Woche mit Chipsfrisch und Leerdamer.


Ausriss [M]: Aldi Süd/Smb

Das will sich Netto (ohne Hund) nicht mehr länger bieten lassen und hält mit doppelseitigen Anzeigen dagegen, die z.B. an diesem Montag in „Bild“ erschienen sind. Unter der Überschrift „Hier ist die Markenauswahl zuhause!“ liefert die Nummer drei im Discount-Markt selbst Sparangebote bekannter Marken – und zwar in der XXL-Variante: Mon Cheri im Dreierpack, Ristorante-Pizza von Dr. Oetker im Doppelpack, Coca Cola in der Zwei-Liter-Flasche. Ein Hingucker ist das aber vor allem wegen der linken Seite.

Auf der sind nämlich die Logos bekannter Markenprodukte abgebildet, in denen der jeweilige Name durch „Netto“ ersetz wurde: von Chiquita und Nivea über Maggi und Dr. Oetker bis Coca Cola und Nutella.


Ausriss: Netto

Für diesen vorläufigen Höhepunkt im zunehmend härter ausgefochtenen Preiswettbewerb mit Markenprodukten nimmt Netto (ohne Hund) auch in Kauf, dass die Anzeige missverstanden werden kann – nämlich als Botschaft, dass sich die bekanntesten Marken des Landes problemlos durch Netto-(ohne Hund)-Varianten ersetzen ließen. (Ich glaube nicht, dass das so gemeint ist; aber der Eindruck kann zumindest entstehen.)

Den Herstellern wird das überhaupt nicht recht sein. Im Kampf der Discounter geraten sie nicht nur was ihre Margen betrifft stärker unter Druck. Die Auseinandersetzungen kratzen auch zunehmend am Marken-Image. Kundinnen und Kunden gewöhnen sich immer stärker daran, dass ihre Lieblingsmarkenprodukte überall verfügbar sind, und zwar regelmäßig mit enormen Preisabschlägen, die im Zweifel vom Wettbewerber noch einmal spontan unterboten werden.

Die Flucht aus dem Discount in den Supermarkt hilft wenig – jedenfalls, wenn sich dort die beabsichtigten Preisaufschläge nicht durchsetzen lassen und stattdessen neue Fronten mit den großen Handelsketten entstehen.

Mehr zu diesem Thema steht am Dienstagmorgen hier im Blog.

Titelfoto [M]: Netto/Smb

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Netto (ohne Hund) krönt sich selbst zum Marken-König im Discountreich erschien zuerst auf Supermarktblog.


Der Papa wird’s schon richten: Riskiert Edeka wegen Papa Joe’s den Ketchup-Krieg mit Aldi?

$
0
0

Reibungen zwischen großen Markenherstellern und Handelsketten mag es schon immer gegeben haben. Aber selten wurden sie unter so großer öffentlicher Beobachtung ausgefochten wie jetzt.

Nachdem Kaufland Anfang des Jahres die Nachbestellung bekannter Unilever-Marken endgültig aussetzte (siehe Supermarktblog), steht derzeit vor allem der Zwist zwischen Edeka und The Kraft Heinz Company im Fokus.

Ende Februar hatte die „Lebensmittel Zeitung“ (LZ) zuerst darüber berichtet (Paywall), dass Edeka die vom Hersteller verlangte Preiserhöhung für Heinz Ketchup nicht akzeptieren wolle – und deshalb von Kraft Heinz nicht mehr beliefert werde.

ANZEIGE

In den Regalen der Supermärkte gibt es deshalb Lücken. Das ist auch deshalb kritisch, weil momentan „jede zweite Ketchup-Flasche, die Edeka verkauft, von Kraft Heinz“ stamme, schreibt die LZ. („Der Marktanteil des Konzerns bei Ketchup liegt bei 46,7 Prozent“, Paywall).

Kundinnen und Kunden erklärt Edeka etwas umständlich auf einem Hinweisschild:

„[L]eider müssen wir Sie darüber informieren, dass wir Ihnen derzeit nicht alle Produkte des Lieferanten Heinz anbieten können. Es ist unser Anspruch, Ihnen stets ein attraktives Sortiment zu preiswerten Konditionen anzubieten. Leider ist es uns bislang trotz harter Verhandlungen nicht gelungen, eine Einigung mit dem Lieferanten zu erzielen. Wir sind selbstverständlich bestrebt, Ihnen sobald wie möglich wieder sämtliche Artikel des Lieferanten anbieten zu können. In der Zwischenzeit legen wir Ihnen unsere EDEKA-Eigenmarkenprodukte sowie das breite Spektrum an sonstigen Markenprodukten ans Herz.“

-ANZEIGE-

(Sie wollen, dass sich Ihre Kundeninformationen flüssiger lesen? Ich unterstütze Sie gerne mit kompetentem Textredigat. Schreiben Sie mir eine E-Mail oder Direktnachricht.)

-Ende ANZEIGE-

Offensichtlich rechnet Edeka aber damit, dass eine Einigung länger dauern könnte, und hat deshalb einen eigenen Ketchup entwickelt, der dem von Heinz (zumindest verpackungstechnisch) sehr nahe kommt. In den ersten Edeka-Märkten steht das Produkt seit kurzem im Regal, und zwar unter dem Namen „Papa Joe’s“.

Auf dem – stark an Heinz Ketchup erinnernden – Label steht außer dem (vermeintlichen) Markennamen und der Produktbezeichnung lediglich das Versprechen „Crafted for Experts“. Edeka taucht als Absender nicht auf der Packung auf. Wer nicht so genau hinsieht, merkt vielleicht gar nicht, dass sie oder er nicht das Original in der Kopfstehflasche kauft.

Auf der Rückseite fehlt der übliche Eigenmarken-Hinweis „Hergestellt für Edeka“, stattdessen ist die Euco GmbH in Hamburg als Produzent angegeben (die mit der Edeka-Zentrale dieselbe Adresse teilt).

Völlig neu ist diese Strategie, Eigenmarken als Quasi-Marken ins Regal zu stellen, nicht.

Edekas Ketchup-Aufstand allerdings muss als klarer Warnschuss verstanden werden – nicht nur an Kraft Heinz. Sondern an sämtliche Markenhersteller, denen signalisiert wird, dass sich der Marktführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel nicht so ohne weiteres Preise diktieren lässt, und im Zweifel auch bereit ist, diese Position mit dem Verzicht auf Markenprodukte zu untermauern, die im Vollsortiment eigentlich als unverzichtbar gelten.

Die Aktion ist aber noch in anderer Hinsicht interessant, weil sie – unnötigerweise – an einer weiteren Stelle eine Provokation auslöst. Schuld ist der Papa, genauer gesagt: sein Vorname.

Papa Joe trifft Trader Joe

Und zwar nicht nur, weil im „breiten Spektrum an sonstigen Markenprodukten“, das Edeka seinen Kunden ja aktiv empfiehlt, zum Beispiel die Unilever-Marke Knorr bereits mit ihrem „Ketchup Tomato Joe“ zu finden ist, wegen dem man von der Markennamen-Ähnlichkeit irritiert sein könnte.

Sondern vor allem, weil Edekas „Papa Joe’s“ sehr an die von Aldi verwendete Marke „Trader Joe’s“ erinnert.

Die ist nämlich nicht nur Namensgeber des Aldi-Ablegers in den USA, der insbesondere im Westen des Landes mit seinen Filialen aktiv ist (siehe Supermarktblog); auch im deutschen Discount taucht Trader Joe’s auf. Aldi Nord verkauft zum Beispiel Nüsse und Salzsnacks unter diesem Namen (Cashewkerne, Knusperkracher, geröstete Erdnüsse), auch auf Knäckebrot sowie Backartikeln tritt Trader Joe’s als Absender in Erscheinung. Und nicht zuletzt, wenn auch aktionsbedingt, auf: „Sandwich Sauce“ (Ketchup mit Rauchgeschmack).

Selbst wenn eine direkte Verwechselung unwahrscheinlich ist: So richtig kann Aldi diese Namensähnlichkeit nicht schmecken. Zumal der Papa-Joe’s-Ketchup zwar im Vollsortiment bei Edeka verkauft wird, die Marke aber zum direkten Aldi-Konkurrenten und Edeka-Discount-Töchterchen Netto (ohne Hund) gehört, der ohnehin gerade mächtig in Stänkerlaune ist (siehe Supermarktblog).

Netto (ohne Hund) hat Papa Joe’s nach LZ-Angaben von der übernommenen Ex-Tengelmann-Tochter Plus geerbt. Im November des vergangenen Jahres wurde zusätzlicher Markenschutz in zahlreichen Warenklassen beantragt. Die Widerspruchsfrist dafür läuft noch bis zum Juli – und ich hab bei Aldi Nord angefragt, ob man überlegt, diese zu nutzen, denn:

„Widerspruch kann grundsätzlich erhoben werden, wenn befürchtet wird, dass Verwechslungsgefahr mit der eigenen angemeldeten oder eingetragenen Marke besteht“,

heißt es beim Deutschen Marken- und Patentamt.

Lässt Aldi das durchgehen?

Erwartungsgemäß äußert sich die Handelskette dazu nicht. Aber so schnell hab ich von Aldi noch nie keine Information auf eine Anfrage bekommen. Die Pressestelle schreibt umgehend:

„Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen zu dem angefragten Thema leider keine Auskunft geben.“

Einerseits liegt ein Widerspruch nahe, weil Aldi kaum Lust darauf haben wird, dem Konkurrenten die (zusätzliche) Markenanmeldung jetzt kampflos durchgehen zu lassen und zu riskieren, dass demnächst auch bei Netto (ohne Hund) markenähnliche Produkte unter dem Namen Papa Joe’s auftauchen.

Andererseits ist die Taktik, für eine Eigenmarke Optik und Namen einer anderen Marke zu kopieren, natürlich bereits über viele Jahrzehnte geübte Discounter-Praxis – und wenn man bei Aldi plötzlich Verwechselungsgefahr in Verzug sähe, weil das Spielchen diesmal andersherum gelaufen ist, wäre das nur so mittelglaubwürdig.

Stichelei gegen Kraft Heinz

Edeka selbst scheint keine Befürchtungen dieser Art zu haben und leistete sich kürzlich eine kleine Stichelei in Richtung Kraft Heinz. Aus einer ganzseitigen Anzeige in der „Lebensmittel Zeitung“ winkte Betrachter:innen eine fröhliche Tomate mit Papa-Joe’s-Schürze zu, während sich im Hintergrund das Label einer Heinz-Ketchupflasche verschwommen ins Nichts auflöste. Drüber stand:

„Wenn Heinz zu frech wird, kommt der Papa.“

(Und wenn Edeka zu frech wird: Anwalt Aldi?)


Ausriss [M]: LZ/Smb

In jedem Fall hat die Essener Aldi Einkauf GmbH (heißt: Aldi Nord) Ende März ebenfalls zusätzlichen Schutz für ihre Marke Trader Joe’s beantragt, und zwar in zahlreichen bislang nicht belegten Waren- und Dienstleistungsklassen (bis hin zu „Schusswaffen; Munition und Geschosse; Sprengstoffe; Feuerwerkskörper“ – kein Scherz). Ein kleines bisschen nervös scheint man in Essen also sehr wohl zu sein.

Me-too als Innovationsausweis?

Gleichzeitig wirft die neu angemeldete Ketchup-Kompetenz aber kein besonders gutes Licht auf Edeka. Zugegeben: In Hamburg hat man schnell gehandelt und, als der Zwist mit Heinz absehbar war, innerhalb weniger Wochen eine eigene Produkt-Variation aus dem Boden gestampft, die das Eigenmarkenangebot ergänzt. Dafür einen Namen zu verwenden, über dessen Rechte man im (Tochter-)Unternehmen ohnehin verfügte, lag nahe.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa sonst in Interviews tönt, ihm seien die klassischen Markenhersteller zu träge, weil sie „kaum noch echte Innovationen auf den Markt bringen, sondern nur noch Me-too-Produkte“, wie Mosa im Gespräch mit „Horizont“ (schon 2013) gesagt hat:

„Diese Lücke müssen wir schließen, damit die Kunden nicht abwandern. Wir brauchen die Vielfalt in den Regalen.“

Und Papa Joe’s ist die Vielfalt, die Mosa meint? Eine Ketchup-Marke, die aussieht wie von Heinz, heißt wie von Aldi – und ihren eigentlichen Absender gegenüber Käufer:innen durch einen Kunstgriff verschleiert?


Nachtrag, 10. April: Edeka verkauft Papa Joe’s Ketchup für 1,49 Euro; weitere Papa-Joe’s-Produkte sind bereits angekündigt und im Laden erhältlich: Papa Joe’s BBQ, Papa Joe’s Mango-Curry, Papa Joe’s Knoblauch.

Nachtrag, 15. April: In einigen Regionen drückt Edeka Papa Joe’s diese Woche zum „Probierpreis“ (0,99 Euro) in den Markt.


Abb.: Edeka

Fotos: Supermarktblog

Großen Dank an Klaus!

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Der Papa wird’s schon richten: Riskiert Edeka wegen Papa Joe’s den Ketchup-Krieg mit Aldi? erschien zuerst auf Supermarktblog.

Sind Stehkassen die besseren SB-Kassen?

$
0
0

Langsam, gaaanz langsam gewöhnen sich deutsche Handelsketten an den Gedanken, ihre Kundinnen und Kunden an der Kasse Artikel selbst einscannen und bezahlen zu lassen. Doch obwohl die Zahl der SB-Kassen im Handel stetig steigt, fremdeln nicht nur zahlreiche Kundinnen und Kunden weiterhin mit der Technik.

Zu Beginn des vergangenen Jahres hat Netto (ohne Hund) bargeldlose Kassen zur Selbstbedienung in die ersten Läden eingebaut (siehe Supermarktblog). Zumindest in Innenstadtfilialen, die nach der Modernisierung wiedereröffnen, scheinen die inzwischen zum Standard-Repertoire zu gehören. Es ist nur nicht ganz klar, ob zur Einkaufserleichterung – oder als Maßnahme zur Abschreckung.

Wer dem Selbstscannen bislang kritisch gegenüberstand, wird sich nach einem Ausflug an die SB-Kassen von Netto (ohne Hund) in der bisherigen Skepsis vermutlich bestätigt sehen. Denn so praktisch die zusätzlichen Bezahlmöglichkeiten vor allem in City-Märkten auf den ersten Blick sein mögen: Die Discountkette gibt sich weiterhin große Mühe, die Technologie möglichst kund:innenunfreundlich einzusetzen.

ANZEIGE

Dass nicht der Servicegedanke im Vordergrund steht, sondern die Förderung des Impulskaufes, ist unübersehbar. Bei neuen Kassen-Installationen ist der Touchscreen, auf dem man sich bis zur Bezahlung tippt, in eine Wand aus Süßwaren eingelassen, die darum betteln, ebenfalls über den Scanner gezogen zu werden.

Noch ein paar zusätzliche Cent mit Mentos, Manner und Knoppers zu verdienen, war Netto (ohne Hund) offensichtlich wichtiger als ein ablenkungsfreier Kassierprozess.

Nun lässt sich Handelsketten schwer vorwerfen, dass sie Kunden dazu bringen wollen, (mehr) Geld bei ihnen auszugeben. Aber gerade für Familien, bei denen der Nachwuchs tippen und scannen helfen darf, ist die Quengel-SB-Kasse bei Netto (ohne Hund) ein ziemlicher Alptraum. (Erinnern Sie sich noch, was der Handel noch anno 2013 für einen Wind um seine explizit quengelfreien Kassen gemacht hat? Vorbei.)

Mitarbeiter:in auf Knopfdruck

Das eigentliche Problem ist aber ein anderes: Im Gegensatz zu z.B. Rewe scheint sich Netto (ohne Hund) im Regelbetrieb keine eigene Aufsicht (mehr) für die SB-Kassen leisten zu wollen. Wenn beim Scannen ein Problem auftritt, sollen Kund:innen den über dem Kartenterminal angebrachten Knopf „Mitarbeiter rufen“ drücken. („… und die Konsequenzen tragen“, müsste da eigentlich auch noch stehen.) Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat besagte:r Mitarbeiter:in in diesem Moment anderes im Laden zu tun, im Zweifel nämlich: an der einzigen anderen geöffneten regulären Kasse zu sitzen und dort Kundinnen bzw. Kunden zu bedienen.

Das führt zu der kuriosen Situation, dass sich – weil im Problemfall immer erst jemand gerufen werden muss – Wartezeiten wegen der SB-Kassen sogar verlängern. Am Ende sind Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen genervt.

Netto (ohne Hund) ist nicht alleine mit dem Problem. Im vergangenen Jahr installierte Wettbewerber Penny in einer Berliner Filiale eine SB-Kasse und forderte Kunden auf:

„Selber scannen, zahlen, fertig: Ab zur SB-Kasse.“

Lange hat der Praxistest nicht lange gedauert, wie Supermarktblog-Leser Ulf beobachtete – und zwar obwohl die Zusatzkasse

„(…) von einer normalen Kasse aus mitbetreut wurde. Bei einer erforderlichen Jugendschutzfreigabe (z.B. Alkohol) konnte eine Kassenkraft das ganze auf ihrem Kassenbildschirm freigeben, ohne aufzustehen. Häufig waren die Probleme aber so nicht lösbar, die Kassenkraft mußte aufstehen und die Warteschlange wurde länger. Beim Personal waren diese Kassen äußerst unbeliebt.“

Discount-inkompatible Innovation?

Kurz gesagt: Für den schnellen, unkomplizierten Einkauf wären SB-Kassen im Discounter prinzipiell gut geeignet – die knappe Personalplanung der Ketten (die im Standardbetrieb immer nur eine:n Mitarbeiter:in an die Kasse setzen) macht dem aber im Zweifel einen Strich durch die Rechnung. Dennoch hat Lidl gerade angekündigt, im Laufe des Jahres „einen Test von Self-Checkout-Kassen“ in Schweizer Filialen starten zu wollen:

„Vor allem in Stadtzentren und Ballungsräumen wurde ein Kundenbedürfnis nach kleineren und schnelleren Einkäufen festgestellt.“

In Belgien und Polen wird auch bereits fleißig getestet, und in Paris dürfen Lidl-Kunden ihre Einkäufe vorher sogar selbst per App scannen. IGD Retail Analysis hat einen knappen Überblick dazu.

In Deutschland verzichtet Lidl (noch) darauf. In der kürzlich eröffneten Münchner Stadtfiliale (siehe Supermarktblog) stehen aus Platzgründen trotzdem keine klassischen Kassen mit Band.

Stattdessen werden Kundinnen und Kunden von Mitarbeitern an kompakten Stehkassen bedient (siehe Titelfoto).

Auch Super- und Drogeriemärkten experimentieren zunehmend mit den Kompaktvarianten. Budni baut zum Beispiel in Filialen seines aufgebohrten „Dein Drogeriemarkt“-Ladenformats Kassentresen mit Kurzförderbändern ein:

Mitbewerber Rossmann setzt, ähm, ebenfalls Stehkassen in modernisierten Märkten ein (die aber eher nach Service-Tresen als nach Kasse aussehen).

Und Rewe lockt in Stadtfilialen schon länger an die „Express-Kasse“, die „für den kleinen und schnellen Einkauf – max. 10 Artikel“ gedacht ist – aber meistens erst besetzt wird, wenn an den regulären Kassen schon Kund:innenstau angesagt ist.

Zack, zack, eingepackt

Sind die Stehkassen – zumindest im deutschen Handel – also womöglich die besseren SB-Kassen? Die Supermärkte scheinen sich auch noch nicht so ganz sicher zu sein.

In ihren Amsterdamer City-Märkten probiert die niederländische Handelskette Jumbo beides aus: In der einen Filiale die SB-Kompaktvariante; in einer anderen die Tresen samt Mitarbeiterbedienung – inklusive Probiertellerchen! (Mehr zum Ladenkonzept steht bald hier im Blog.)

Schneller dürfte der Einkauf für die meisten Kunden an den Stehkassen nicht werden, vor allem, wenn die Tresen lediglich zeitweise als Ergänzung dienen. Aus Unternehmenssicht haben sie jedoch ein paar klare Vorzüge:

  • Tabak und Alkohol können mit Alterskontrolle ausgegeben werden; siehe z.B. Lidl in München:

  • Artikel, die sonst ohnehin erst auf Nachfrage ausgegeben werden (z.B. Rasierklingen) oder ansonsten eine Diebstahlsicherung bräuchten, lassen sich gut sichtbar in einem Regal hinter der Tresenkasse präsentieren.
  • Gleichzeitig kann dort das reguläre Kassensystem zum Einsatz kommen, das weniger wartungsanfällig sein dürfte als die SB-Variante (die allen Weiterentwicklungen zum Trotz regelmäßig zum Software-Absturz gebracht wird – ich hab’s schon mal bis in den DOS-Modus geschafft, falls das noch so heißt).

Die verflixte zweite Kasse

Umgekehrt könnten sich Kunden an der Stehkasse auch stärker gehetzt fühlen, weil fast gar kein Platz mehr zum Einpacken der Ware bleibt. Und der bargeldlose Betrieb ließe sich dort vermutlich auch weniger elegant etablieren. Konsequent wäre es, gleichzeitig die Eine-für-alle-Kassenschlange durchzusetzen, wie sie im europäischen Ausland längst erprobt ist (selbst im Discount). Das dafür benötigte Leitsystem ließe sich ganz nach dem Geschmack von Netto (ohne Hund) bekanntlich ebenfalls mit dem erwünschten Zusatzerwerb von Zuckerhaltigem aufrüsten.

Wobei das alles freilich nur Sinn ergäbe, wenn durchgängig mehr als eine Kasse geöffnet bliebe.

Und damit schließt sich der Problemkreis. Womöglich müssen wir uns einfach daran gewöhnen, dass die Kassentechnikzukunft – in welcher Form auch immer – hierzulande weiter im Stau stehen bleibt. So lange, bis sie vielleicht keiner mehr braucht.

Vielen Dank an Juliane, Maximilian, Sven und Ulf für Hinweise und Fotos!

Fotos: Supermarktblog

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Sind Stehkassen die besseren SB-Kassen? erschien zuerst auf Supermarktblog.

Nix gebacken gekriegt: Die schleichende Selbstabschaffung der Vorkassenbäcker

$
0
0

Zum „Tag des Deutschen Brotes“ vor einer Woche hat die Deutsche Presseagentur (dpa) dem hiesigen Backhandwerk mal genauer in die Theken gesehen und zwischen „Brotgenuss“ und „Massengeschäft“ zwei ganz unterschiedliche Entwicklungen bemerkt.

Während es einerseits ein „Revival“, ach Quatsch: eine „Renaissance“! der klassischen Brotkultur gebe („heißt es in der Branche“), während Kund:innen in Großstädten zunehmend Wert auf Bio-Backwaren und wiederentdeckte alte Getreidesorten legten, müssten viele Bäckereien auf dem Land aufgeben. Denn: „Immer mehr Kunden bedienen sich an den ein, zwei Handvoll Brotsorten in den Drahtkäfigen der Discounter.“

(Gemeint sind natürlich: Brötchenknasts.)

ANZEIGE
holyEATS abonnieren


„‚Der größte Konkurrent ist heute, vor allem aufgrund seiner extremen Preispolitik, der Lebensmitteleinzelhandel mit unterschiedlichen Konzepten von Aufbackstationen‘, betont der Zentralverband [des deutschen Bäckerhandwerks]. Jedes dritte Brot kaufen die Bürger laut GfK im Discounter oder Supermarkt.“

Ist ja auch kein Wunder. Seitdem Lidl vor acht Jahren reihenweise Selbstbedientheken mit aufgebackenen Broten und Brötchen in seine Märkte integrierte (siehe Supermarktblog) und dafür im Zweifel sogar anbaute …

… sind die Brötchenknasts überall im deutschen Lebensmitteleinzelhandel wie heiße Brezeln aus dem Ofen geschossen (siehe Supermarktblog). Kundinnen und Kunden haben sich daran gewöhnt, ihre Semmeln, Schrippen, Wecken während des regulären Einkaufs aus verglasten Zellen selbst in bereitliegende Tüten zu rütteln. Daran sind die Discounter und Supermärkte aber gewiss nicht alleine schuld. Im Gegenteil: Ein Großteil der Bäcker hat kräftig mitgeholfen, zu dieser Entwicklung beizutragen – mit langweiligen Standardsortimenten, geschmacksneutralem Süßgebäck und Brötchen, die alle gleich aussehen und schmecken.

Riecht nach frischen Brötchen hier

Lidl hat derweil früh erkannt, dass frische Backwaren entscheidend dafür sein können, ob ein Markt zur Haupteinkaufsstätte für Kund:innen wird, die sich ihre Lebensmittel nicht (mehr) in unterschiedlichen Läden zusammensuchen wollen.

Bis dahin hatte sich der Discounter vielerorts auf Kooperationen mit regionalen Bäckereien verlassen, die in Vorräumen eigene Zweigfilialen betrieben (siehe Supermarktblog). Frische Backwaren direkt in den Markt zu holen, war zwar sehr viel aufwändiger (und teurer), hatte aber auch den Vorteil, dass es dort immer gut nach frischem Brot roch – mit positiven Auswirkungen auf die Kauflaune der Kund:innen. Inzwischen gehört der (stetig weiterentwickelte) Brötchenknast fast überall zur Standardausstattung und empfängt Kund:innen in neuen Filialen direkt am Ladeneingang (auf dem Foto in Wien).

Vor zwei Jahren habe ich mal versucht, herauszufinden, was diese Entwicklung für die Umsätze der regionalen Bäcker bedeutet, und welche Schlüsse sie womöglich daraus ziehen. Ich habe Bäckereien angefragt, die Vorkassenfilialen im Lebensmitteleinzelhandel betreiben, Vertraulichkeit zugesichert – aber Auskunft geben wollte: keine einzige. (Mit einer Ausnahme.) Inzwischen ahne ich, dass das nicht nur einer gewissen Vorsicht gegenüber den (damaligen) Partnern gelegen hat. Sondern auch an der generellen Ideenlosigkeit vieler Betriebe, die keinen blassen Schimmer hatten und haben, was ihnen ihre Kund:innen mit dem veränderten Kaufverhalten eigentlich sagen wollten.

Dass sie nämlich nicht mehr einsehen, Aufpreise für Standard-Backwaren zu bezahlen, die auch nicht schlechter schmecken, wenn sie im Discounter aufgebacken werden.

Das trifft natürlich längst nicht auf alle (Kund:innen und Betriebe) zu. Auch die von der dpa entdeckte „Renaissance“ des Brotgenusses gibt es gewiss; aber vermutlich eher als Randphänomen, das bislang eher selten in den Vorkassenbereich von Supermärkten vorgedrungen ist.

Handwerk wird zum Beiwerk

Dabei essen die Deutschen weiter liebend gerne Brot und Brötchen: Während die Umsätze im klassischen Bäckereihandwerk (vor allem bedingt durch große Bäckereiketten) stetig steigen, schrumpft die Zahl der Betriebe deutlich und dürfte in den kommenden Jahren erstmals unter 10.000 fallen. Die Zahl der Auszubildenden im deutschen Backhandwerk hat sich seit 2011 quasi halbiert (Quelle: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, 2018). Im Supermarkt wird das Handwerk eher zum Beiwerk, wenn Mitarbeiter neben ihren übrigen Tätigkeiten Teiglinge in die Öfen schieben und SB-Theken befüllen.

Anstatt kleinere Brötchen sollten die Bäckereien doch einfach wieder bessere Brötchen backen, sagen Sie? So einfach ist das vielleicht nicht mehr. Weil sich ein Großteil der Backwarenverzehrer:innen zwischenzeitlich an sehr viel niedrigere Preise gewöhnt hat.

„[R]und 40 Prozent der Kunden interessieren sich weder für Gesundheit noch neue Trends“ im Lebensmittelmarkt, hat die dpa einer Umfrage von Uni Göttingen und Marketing-Beratung Zühlsdorf + Partner im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes entnommen. (Dieselbe Studie kommt aber auch zu dem Schluss, dass „der Anteil der preisbewussten Käufer geringer [ist] als derjenigen mit hohem Qualitätsbewusstsein“ – was nicht gerade der derzeitigen Marktentwicklung zu entsprechen scheint; hier gibt es das pdf mit den ausführlichen Ergebnissen.)

Im Lebensmitteleinzelhandel geht der Trend derzeit jedenfalls zu einer fast schon lächerlich riesigen Auswahl an Aufbackartikeln. Rewe bietet in seinem an den Markteingang verlegten Brötchenknastkonzept „Brot & mehr“ (siehe Supermarktblog) bis zu 60 verschiedene Backprodukte an.

In renovierten Kaufland-Filialen sind die SB-Theken bisweilen so groß, dass man beim Vorbeilaufen eine kleine Verschnaufpause einlegen muss.

Edeka Minden-Hannover schreibt „Marktbäckerei“ an City-Brötchenknasts dran.

Händler, die wenig Platz haben, werden kreativ.

Und selbst die Discounter quetschen aller Effizienztreue zum Trotz meterweise Backwaren in ihre Innenstadtfilialen, von Penny (Foto: Filiale am Berliner Ostbahnhof) über Netto (ohne Hund) mit der „neuen Backtradition“ bis zu Aldi Süd, das mit dem Ausbau seines „Meine Backwelt“-Konzepts zuletzt zwar nur schleppend vorankam (siehe Supermarktblog), aber einen kontinuierlichen Ausbau angekündigt hat.

Die Kund:innen scheinen sich derweil auch nicht durch kleingedruckte Zusatzstofflisten an den Zellen abschrecken zu lassen. (Aldi-Süd-Weizenbrötchen können zudem „Spuren von Eiern, Erdnüssen, Fisch, Lupinen, Milch, Schalenfrüchten, Sellerie, Senf, Sesamöl und Soja“ enthalten, da ist für jeden Allergiker was dabei.)

So ganz wollen vor allem die Supermärkte aber noch nicht vom etablierten Konzept des Vorkassenbäckers lassen. Als ich vor einiger Zeit bei Rewe anfragte, ob sich mit zunehmender Ausbreitung des „Brot & mehr“-Konzepts samt angeschlossenem „deli am Markt“ das Prinzip des Vorkassenbäckers erledigt habe, kam dazu aus Köln ein relativ deutliches Dementi:

„Der unabhängige Handwerksbäcker als Partner von REWE steht in keinster Weise zur Disposition. Im Gegenteil: Mit seiner individuellen Handwerkskunst, der Qualität und Frische seiner Produkte passt der Handwerksbäcker mehr als je zuvor 100 Prozent zur REWE Philosophie und ist damit eine wichtige Säule im Lebensmitteleinzelhandel.“

Die „lokale Stärke, Verwurzelung des Bäckers am Ort oder in der Gemeinde und seine Innovationskraft“ seien „unverzichtbar“.

Bitte mehr Back-Snacks

Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren die Erwartungen an Kooperationspartner deutlich verändert, erläutert der Geschäftsführer einer großen deutschen Bäckereikette im Supermarktblog-Gespräch. Die Händler würden immer stärker darauf drängen, dass Bäckereien sich stärker auf verzehrfertige Back-Snacks und kleine Mahlzeiten fokussieren, um sich neuen Kundengewohnheiten anzupassen (und die Händler von dieser Pflicht zu befreien). Diese Anforderungen können oder wollen aber nicht alle Partner gleichermaßen erfüllen.

Selbstverständlich gibt es Ausnahmen: regionale Bäcker und selbstständige Kaufleute, die schon früh erkannt haben, dass es nicht mehr reicht, Angestellte zwischen eine Wand aus Kastenweißbroten und einen Burggraben aus Weißmehlbrötchen zu stellen.

Wenn Sie solche Bäcker im Supermarkt und/oder Händler:innen mit backgastromomischen Ambitionen kennen: Teilen Sie Ihr Wissen doch bitte mit uns in den Kommentaren! (Für Berlin fallen mir da leider nur sehr wenige gute Beispiele ein.)

Dennoch scheint die Entwicklung der vergangenen Jahre auch Anzeichen dafür zu sein, dass sich die klassische Kooperation von Lebensmitteleinzelhandel und Vorkassenbäcker ein Stück weit überlebt hat. Für den Discount gilt das schon seit längerem: Lidl hat inzwischen sämtliche Back-Avancen gegenüber früheren Partnern eingestellt; selbst bei Netto (mit Hund), wo die Kooperation mit Regionalbäckereien lange fester Konzeptbestandteil war, lichten sich mancherorts die Backtheken.

Auch große Bäckereiketten haben notwendige Weiterentwicklungen verschlafen und sind dadurch in Schwierigkeiten geraten. Im Januar ist bspw. das Insolvenzverfahren für Lila Bäcker mit Filialen in Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern (lange auch in Vorkassenzonen von Discountern) eröffnet worden. Ein neuer Investor wurde bislang nicht gefunden.

Andere haben begriffen, dass sie mit der Zeit gehen müssen, gemütliche Sitzgelegenheiten anbieten, besseren Kaffee und aufwändigere Snacks verkaufen, um sich gegen den Handel zu behaupten. Dafür, das auf beengten Flächen im Supermarkt zu tun, gibt es immer weniger Gründe.

Alle gucken beieinander ab

„Der Markt für Backwaren ist immer ein lokaler Markt mit lokalen Bedürfnissen“,

hat mir Nikolas Niebuhr, Geschäftsführer der Hamburger Coffeeshop-Kette Balzac, Anfang des Jahres im Gespräch für holyEATS gesagt. Niebuhrs Aufgabe ist es, Balzac auf das (für Deutschland angepasste) Konzept von Espresso House umzustellen, das in Skandinavien ziemlich erfolgreich ist und Balzac vor zwei Jahren übernommen hat (pdf), um nach Deutschland zu expandieren.

(Espresso House gehört zur JAB Holding der deutschen Unternehmerfamilie Reimann, die sich in den vergangenen Jahren ein internationales Kaffeeketten-Imperium zusammengekauft hat.)

Die zu Espresso House umgebauten Läden sollen mehr Aufenthaltsqualität bieten und durch höhere Kaffeekompetenz glänzen. Das scheint zu funktionieren. „Vielleicht können das die Bäcker alles auch – in zehn Jahren“, meint Niebuhr. Aber genau diesem Anpassungsprozess müssen sich alle Marktteilnehmer stellen, wenn sich alle alle permanent bei den Konzepten der Konkurrenz bedienen – die Lebensmittelhändler bei den (SB-)Bäckereien, die großen Bäckereiketten bei den Coffeeshops, die Coffeeshops in der klassischen Gastronomie.

(Man muss diesen ganzen Zirkus als Bäcker:in natürlich nicht mitmachen. Aber das geht nur, wenn man wirklich sehr, sehr gute Backwaren in der Auslage hat, für die Kund:innen bereit sind, den Brötchenknast im Laden links liegen zu lassen und sich in der Vorkassenzone nochmal anzustellen.)

Oder lieber ganz anders?

Auch viele Handelsketten tun sich derzeit noch schwer damit, die einst für Vorkassenbäcker reservierten Flächen zu modernisieren oder anders zu nutzen. Das lässt sich schön an den (auch nicht gerade als Hort der Backkreativität bekannten) ehemaligen „Backstops“ von Kaiser’s Tengelmann erkennen.

Die wurden vor zwei Jahren in den von Edeka übernommenen Märkten vielerorts einfach zu „E Backstuben“ umbenannt. (Mit angepasstem Sortiment der Edeka-eigenen Backtöchter.)

Rewe wiederum hat einen Teil der Theken an Bäckereiketten aus der Region abgegeben – die trotz der neu in die Märkte gebauten XXL-Brötchenknasts (siehe Supermarktblog) zuversichtlich scheinen, dort noch ausreichende Umsätze erzielen zu können.

Aber so richtig erschließt sich vielen Kunden die Backdoppelung aus Brötchenknast und separater Backtheke nicht mehr. Die Vorkassenbäcker haben sich im Laufe der Jahre ein Stück weit selbst abgeschafft.

Die Best-of-Bio-Bäcker

Dabei gäbe es durchaus interessante Alternativen: Die naheliegendste machen seit jeher Biomarktketten wie denn’s Biomarkt, Bio Company und Alnatura vor, die sich für ihre Theken in der Vorkassenzone von mehreren Handwerksbäckereien aus der jeweiligen Region beliefern lassen und dadurch eine Vielfalt vom Dinkel-Saaten-Brötchen bis zum Gemüsetörtchen bieten können. Kombiniert mit warmen Mittagsangeboten eignen sich die Best-of-Bio-Bäcker sehr gut als Anziehungspunkt für den Markt. Keine Ahnung, warum sich die sonst auch nicnht kopierscheuen Supermärkte dieses Prinzip nicht schon längst abgeguckt haben.

Und im Ausland gibt es bereits zahlreiche Händler, die Partnerschaften für den Vorkassenbereich von Grund auf neu denken. Der Platz dafür ist da, er muss bloß kreativ genutzt werden.

Wie das funktionieren kann und welche Kooperationen Supermärkte dafür eingehen, steht als nächstes hier im Blog.

Und ich freue mich über Hinweise auf gute Vorkassenbäcker und -konzepte – am besten gleich weiter unten in den Kommentaren.

Fotos: Supermarktblog

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen.


Der Beitrag Nix gebacken gekriegt: Die schleichende Selbstabschaffung der Vorkassenbäcker erschien zuerst auf Supermarktblog.

Markenführungskompetenz bei Edeka – oder: Buddy Netto holt Papa Joe’s vom Ketchup-Regal ins Tiefkühlasyl

$
0
0

Ganz versöhnliche Nachrichten diese Woche aus unserer gemeinsamen Lieblings-Soap, dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel: Edeka hat sich wieder mit Kraft Heinz vertragen, meldet die „Lebensmittel Zeitung“ (LZ)!

Das war aber auch Zeit nach den hässlichen Szenen der vergangenen Monate. Kurz zusammenfasst: Edeka wollte eine Preiserhöhung für Heinz-Produkte nicht akzeptieren, Heinz stellte darauf die Belieferung ein, Edeka informierte Kund:innen am Regal von seiner heldenhaften Verteidigung ihrer Interessen und ging schließlich so weit, den frei gewordenen Platz mit eigens produziertem Ketchup und Soßen zu füllen, die den Produkten von Heinz – sagen wir: ziemlich ähnlich sahen. Sogar Anzeige wurde erstattet, nein – Moment: publiziert!

Allem Selbstbewusstsein zum Trotz scheint die Aktion für Edeka nur mittelmäßig gelaufen zu sein. Die LZ schreibt (Abo), es sei zwar gelungen, ähnlich viel Ketchup zu verkaufen wie vorher.

ANZEIGE
Jetzt Sponsoren-Platz für 2019 sichern!

„Allerdings hat Edeka Umsätze im zweistelligen Prozentbereich eingebüßt, berichten Marktforscher. Konkurrent Rewe habe hingegen von dem Konflikt zwischen Edeka und dem Hersteller profitiert und im bisherigen Jahresverlauf deutlich mehr mit Ketchup und Grillsaucen umgesetzt als im Vorjahr.“

Nun sind sich die Streithähne doch noch einig geworden. (Zu welchen Konditionen bzw. zu wessen Gunsten, schreibt die LZ nicht.)

Und damit zu einem ganz anderen Thema.

Kennen Sie noch die „Original und Fälschung“-Rätsel, bei denen man früher, als es noch gedruckte Programmzeitschriften gab, in doppelt abgedruckten Bildern die Fehler suchen durfte? Das war ein Spaß! Deshalb gibt’s das jetzt auch in der Supermarktblog-Edition. Hier, bitte:

Original und Fälschung

Finden Sie den Fehler?

Moment mal, das sind doch zwei völlig verschiedene Bilder, sagen Sie? Völlig richtig.

Zur Erinnerung: Im April hatte Edeka den von der Discount-Tochter Netto (ohne Hund) registrierten Markennamen „Papa Joe’s“ ausgeborgt, um ihn für sein eigenes kleines Grillsaucengemetzel gegen Heinz zu nutzen (siehe Supermarktblog).

„Limited Edition“, „dauerhaft“ im Sortiment

Und vielleicht ist daraufhin bei Netto (ohne Hund) jemandem aufgefallen, dass da ja noch was ungenutzt rzmliegt, das man weiter gebrauchen kann. In dieser Woche kündigte der Discounter – passend zur Hitzewelle – an, sein Tiefkühlsortiment zu erweitern: z.B. mit Gemüse von Frosta, Bistro-Baguette von Dr. Oetker sowie Pizza bzw. panierten Hähnchen- und Käseartikeln – unter dem Eigenmarkennamen Papa Joe’s.

Zu kaufen gibt es „Papa Joe’s Steinofenpizza Cheese Burger Style“, „Papa Joe’s Steinofenpizza Hot Dog Style“, „Papa Joe’s Chicken Cheese Nuggets“ und „Papa Joe’s Emmentaler Sticks“. Und ja, allein dazu ließen sich eine ganze Menge Fragen formulieren, zum Beispiel: Wie nimmt man eine Pizza, die mit der Angabe „Limited Edition“ wirbt, „dauerhaft“ ins Sortiment? Oder: Wozu braucht die bisher genutzte Eigenmarke „American Style“ für Produkte „nach amerikanischer Art, die „hergestellt in Deutschland“ sind, noch ein zweites Eigenmarken-Label?

Im Wissen, dass strategische Brillanz bei Netto (ohne Hund) ohnehin eher zu den Kann-Tugenden zählt, wollen wir darüber aber hinwegsehen.

Anders als über die Frage, wie es angesichts des doppelten Papas eigentlich um die Eigenmarkenentwicklung bei Edeka bestellt ist, auf die man sich sonst ja gerne ganz schön was einbildet.

Nun fällt aber sofort auf, dass der Netto-Papa-Joe nicht mal ein entfernter Verwandter des Edeka-Papa-Joes zu sein scheint; ähnlich sehen sich die Herren eher nicht. Der eine scheint einem zur Zeitmaschine umfunktionierten amerikanischen Diner aus den Sixties entstiegen zu sein; der andere einer Markenabpausanstalt.

Dabei kann es durchaus Sinn ergeben, Eigenmarken aufzubauen, die sowohl im Discount als auch im klassischen Supermarkt genutzt werden. Rewe und Penny machen das seit einigen Jahren ganz gut mit ihrer Drogerieartikel-Dachmarke today vor. Die gibt es bei beiden Handelsketten zu kaufen (siehe Supermarktblog von 2013), und das geht vor allem deshalb gut, weil today dafür ein einheitliches Erscheinungsbild verpasst bekommen hat und (fast) alle Artikel im gleichen Preissegment angesiedelt sind, als günstigere Alternative zu klassischen Marken im Drogerieregal.

Eine Marke, zwei Ziele

Im Fall Edeka/Netto (ohne Hund) ist das anders: Der eine Papa Joe’s klebt auf herkömmlicher Discount-Ware, der andere hingegen wird (bzw. wurde) bloß gebraucht, um einen großen Markenartikelhersteller zu ärgern und ist trotz günstigen Preises klar oberhalb des Discount-Segments positioniert.

Das ist weder nachvollziehbar, noch schlau. Und verrät mehr über die Markenführungskompetenz bei Deutschlands größtem Lebensmitteleinzelhandelskonzern, als dem lieb sein kann.

„Zu den entscheidenden strategischen Hebeln zähle ich unsere Innovationskraft und Geschlossenheit im Warengeschäft“, formulierte der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa im Geschäftsbericht für das vergangene Jahr (PDF). Ebenfalls dort heißt es:

„je mehr sich die Vertriebsformate des deutschen Einzelhandels im Markenangebot annähern, umso wichtiger werden Eigenmarken zur Differenzierung im Wettbewerb. (…) Daher entwickelt EDEKA (…) mit seinen Partnern aus der Markenindustrie exklusive, auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Artikel.“

Exklusive, auf die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden zugeschnittene Artikel, deren Marken nach Lust und Laune so zurecht gebogen werden, wie sie der zuständigen Abteilung gerade in den Kram passen?

Öfter mal doppelt

Natürlich geht’s am Ende geht’s nur um egale Tiefkühlpizza mit Wurststückchen und eine Ketchup-Markenkopie. Aber genau an diesen beiden Beispielen lässt sich ganz gut demonstrieren, wie weit Edeka von den Ansprüchen entfernt ist, mit denen man sich Jahr für Jahr die Geschäftsberichte dekoriert.

Und die Kund:innen? Müssen sich dran gewöhnen, im deutschen Lebensmitteleinzelhandel öfter mal doppelt zu sehen: Müssen sich dran gewöhnen, im deutschen Lebensmitteleinzelhandel öfter mal doppelt zu sehen: nicht nur Nettos (mit und ohne Hund), sondern auch Papas (mit und ohne Grund).


P.S.: Papa-Joe’s-Ketchup von Edeka gibt’s gerade auch günstig bei Netto (ohne Hund) zu bestellen! Sie müssen aber schnell sein: „Nur noch 6 Stück verfügbar“ (Mindestbestellmenge: 5)!

Fotos: Supermarktblog, Screenshot: netto-online.de

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen ⇢


Der Beitrag Markenführungskompetenz bei Edeka – oder: Buddy Netto holt Papa Joe’s vom Ketchup-Regal ins Tiefkühlasyl erschien zuerst auf Supermarktblog.

Wochenrückblick: DHLs Frische-Kapitulation, Rewes Plastikfasten, Tescos Schrumpfkur

$
0
0

Was gibt’s Neues im Lebensmitteleinzelhandel?
Die Nachrichten der zurückliegenden Tage im Überblick.


DHL: kein Bock mehr auf frische Lebensmittel

Die Supermarktblog-Meldung, dass Amazon seine Fresh-Bestellungen in Berlin, Hamburg und München nicht mehr mit dem bisherigen Partner DHL, sondern in Eigenregie zustellt, hat in den vergangenen Tagen größere Kreise gezogen und ist über dpa u.a. auch bei Spiegel Online, „Manager Magazin“ und Wiwo.de gelandet. Gegenüber der Nachrichtenagentur konnte sich DHL (anders als bei meiner Anfrage) auch zu der konkreten Aussage durchringen,

„dass wir entschieden haben, die Zusammenarbeit mit Amazon Fresh im Bereich der Zustellung frischer Lebensmittel bis auf Weiteres nicht mehr fortzuführen.“

Die „Lebensmittel Zeitung“ hat derweil den Supermarktblog-Hinweis aufgegriffen, dass Amazon Fresh wohl nicht der einzige Kunde ist, dem DHL die frischen Lebensmittel im Lager stehen lässt.

ANZEIGE
hot Roasted Love - Spezialitätenkaffees aus direktem Handel

Von kleineren Online-Shop-Betreibern hat sich die „LZ“ sagen lassen (Abo), dass DHL „Preiserhöhungen von bis zu 100 Prozent“ für die Lieferung frischer Lebensmittel in Aussicht gestellt oder „gleich die sukzessive Einstellung der Kurierfahrten für frische Lebensmittel angekündigt“ habe. Die Konsequenz: Zahlreiche Anbieter, die DHL in den vergangenen Jahren für seinen FoodDelivery-Service angeworben hat, müssen sich neue (in der Regel regionale Lieferpartner) suchen, um ihre Angebote aufrecht erhalten zu können. Das spielt großen Händlern in die Hände, die darauf dank eigener Logistik nicht angewiesen sind. Und wirft den Markt, den DHL selbst wesentlich mitentwickeln wollte, massiv zurück.

Die DHL-Einschätzung, das Lebensmittel-Liefergeschäft bleibe „weit hinter den Erwartungen zurück“, wird damit quasi zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Und das Unternehmen sägt sich eine der Kernkompetenzen ab, die man für die Zukunft gut hätte gebrauchen können – während im Hauptgeschäft, der Lieferung schnöder Pakete, bislang kaum Verbesserungen wahrnehmbar sind. Im Gegenteil.

Die eigentliche Botschaft, die DHL mit seinem strategischen Rückwärtsgang an seine Geschäftskund:innen aussendet, ist aber: Verlasst euch besser nicht auf uns – vielleicht überlegen wir uns morgen alles nochmal ganz anders. Was für ein Armutszeugnis.


Plastikfasten bei Rewe & Co.

Keine Woche vergeht derzeit, ohne dass die deutschen Handelskonzerne für ihre Bemühungen gelobt werden wollen, unnötige Plastikverpackungen in ihren Sortimenten zu reduzieren oder gleich ganz abzuschaffen. Die plötzliche Hauruck-Mentalität ist zweifellos lobenswert – und nervt gleichzeitig, weil inzwischen jede Selbstverständlichkeit zur Pressemeldung aufgeblasen wird.

Gerade meldete Netto (ohne Hund), dass man künftig bei „ausgewählten Joghurt- bzw. Puddingartikeln seines Eigenmarkensortiments“ auf „Stülpdeckel“ verzichten wolle. Toll! (Wieso ist das nicht schon längst passiert?)

Aldi will ausschließlich Wattestäbchen ohne Plastikschaft und mit Papierdeckel verkaufen. Herzlichen Glückwunsch! (Aber braucht’s dazu ernsthaft eine eigene Infografik?)

Und Rewe wird gleich ganz radikal: Nicht nur sämtliche in den Läden verkauften Gurken sollen in Zukunft ohne Plastikhülle auskommen. Sondern auch die Kund:innen. Einwegknotenbeutel, auf deren Metallspender bereits die Frage „Benötigst du diesen Plastikbeutel wirklich?“ klebt, wurden in Märkten teilweise komplett entfernt und mit dem Hinweis versehen:

„Wir fasten Plastik, fasten Sie mit! Heute verzichten wir auf die Plastik-Beutel[,] die Sie hier üblicherweise finden.“

Als Alternative werden die vor einigen Monaten eingeführten Mehrweg-Frischenetze empfohlen. Das könnte eine vorbildliche Aktion sein – wenn sich die fürs Plastikfasten zuständigen Mitarbeiter:innen im Laden vorher ein paar Gedanken mehr darüber gemacht hätten, wo es wirklich sinnvoll ist, die Schilder anzubringen. Nämlich eher nicht zwischen Obst und Gemüse, das rundherum komplett in Plastik verschalt ist und sich hervorragend als Beweismaterial eigenet, um der Handelskette per Social-Media-Post Doppelmoral vorzuwerfen.

Dass man den Handelsketten Zeit geben muss, ihre Prozesse umzustellen (oder sich neue zu überlegen), steht außer Frage. Aber angesichts der offensiven Werbung für die eigene Nachhaltigkeitsbegeisterung wird sich Rewe schon die Frage gefallen lassen müssen, warum andere Lebensmittelhändler in ihren Obst- und Gemüse-Theken mit dem Plastikverzicht schon so viel weiter zu sein scheinen.

So sah das z.B. bei Feneberg im Süden der Republik in der vergangenen Woche aus:

Viele Bio-Supermärkte können das schon lange und haben – wie Alnatura – inzwischen Plastikknotenbeutel komplett abgeschafft.

Und auch Lidl demonstriert inzwischen eindrücklich, wie es selbst im auf Effizienz getrimmten Discount möglich ist, Plastikverpackungen für Frischware wegzulassen – nicht bloß bei Bio. Selbst Cocktail-Tomaten können Lidl-Kund:innen hier in Berlin seit mehreren Wochen lose kaufen, lange vor der Einführung eigener Mehrwegnetze kommende Woche (zum absoluten Kampfpreis von 49 Cent für zwei; und bislang ohne Tara-Ausgleich an der Kasse für Fremdmehrwegbeutel.)

Tesco, Nummer 1 im britischen Lebensmitteleinzelhandel, will ebenfalls gemeinsam mit Herstellern nach Lösungen suchen – und droht vorsorglich schon mal denen, die nicht spuren wollen und ihre Produkte weiter in zuviel Plastik hüllen: nämlich damit, sie nicht mehr zu verkaufen. Tesco-CEO Dave Lewis im „Guardian“:

„[I]f it’s excessive or inappropriate, we reserve the right not to list the product.“


… und sonst:

Nach dem Supermarktblog-Bericht über Pennys Selbstscan-Test in Köln und Marburg haben einige Nutzer den neuen Service „Penny Go“ ausprobiert und kommen zu zwiegespaltenenen Ergebnissen: funktioniert so mittel bzw. funktioniert ganz gut. Die zentrale Erkenntnis: Wer nach dem Scannen nicht nochmal Schlange stehen will, muss seinen Einkauf an der separaten Zahlstation abschließen – und nicht an der regulären Kasse, wo’s sonst zu Verzögerungen und Doppelscans kommt.

Nachdem sich die Expansion zuletzt eher auf kleinere Städte konzentrierte, hat Lieferdienst-Newcomer Picnic gerade angekündigt, als nächstes in Duisburg landen zu wollen.

Ein bisschen zu freundlich, aber sehr ausführlich erklärt Vox.com, mit welcher Taktik der schwedische Haferdrink-Hersteller Oatly zum Supermarkt-Kassenschlager geworden ist: indem er um Supermärkte erstmal einen Bogen gemacht hat.

Nochmal Tesco: Die Briten verkaufen acht ihrer Hypermarkets in Polen und verkleinern die Verkaufsflächen der übrigen deutlich. Damit wolle man den sich ändernden Gewohnheiten der Kund:innen gerecht werden, die immer stärker in Richtung des übersichtlicheren Discounts tendieren. Das kennt Tesco aus dem Heimatmarkt: In Großbritannien meldeten die Marktforscher von Kantar gerade den nächsten Marktanteilsrekord für Lidl: 5,9 Prozent. Bereits jedes siebte Pfund, das die Briten für Lebensmittel ausgeben, landet in den Kassen eines der beiden deutschen Discounter (Aldi bzw. Lidl). Verlierer ist vor allem Asda. Auch Waitrose hat’s schwer gegen die Konkurrenz und verkaufte kürzlich bereits drei seiner Filialen an Lidl.

Und weil kürzlich an dieser Stelle bereits vom Fachkräftemangel im Handel die Rede war: Netto (ohne Hund) unternimmt was dagegen! Mit einer frechen Kampagne, die die Discountkette gegenüber potenziellen Mitarbeitern als flexibel und modern positionieren soll. Wobei: Wie genau Netto (ohne Hund) die annoncierten „Aufstiegschancen“ für „Aushilfen“ und „Reinigungskräfte auf geringfügiger Basis“ definiert, müsste vielleicht nochmal konkretisiert werden.


Frische Blogtexte – schon gelesen?

Fotos: Supermarktblog

  Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.

Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?

Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.

Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!

Jetzt unterstützen ⇢


Der Beitrag Wochenrückblick: DHLs Frische-Kapitulation, Rewes Plastikfasten, Tescos Schrumpfkur erschien zuerst auf Supermarktblog.

Viewing all 86 articles
Browse latest View live